2023 – Was für ein Oldtimerjahr

Der erste Schnee ist gefallen, jetzt ist die Oldtimer-Saison 2023 definitiv vorbei. Zeit für eine Rückschau, bevor all die anderen Jahresrückblicke eintrudeln. „Das Beste kommt zuerst“, sagte schon Nasi Goreng. Und ja, es hat sich viel getan.

Ich muss gestehen, ich war wegen der Saison 2023 etwas aufgeregt. Ist sie doch die erste mit Monsieur Mazda. Wir erinnern uns – blind gekauft im April letzten Jahres, von Mazda-Classic Schweinberger im Weinviertel durchgeschraubt und nach zahlreichen Widrigkeiten im September 2022 auf die Straße gebracht. Viel Zeit zum Kennenlernen und Zusammenraufen blieb nicht bis zum Einwintern. Was würde da 2023 auf mich zukommen? Erfüllen sich die Prophezeihungen von Altauto-Insidern, die mir vorhergesagt haben, dass nach einigen hundert Kilometern Fahrt allerhand kaputt gehen wird, was vom langen Stehen angeknackst ist? Mag ich ihn überhaupt oder kommt er schneller wieder weg als man denkt? Von solchen Gedanken über den Winter begleitet, war´s ein holpriger Start. Aber daran war nicht der Mazda schuld.

Schon im März passiert mir was. Ich seh ein Inserat, werde neugierig und kaufe. Spontan, weil ich nicht anders kann. Echte erste Hand seit 1981, unverbastelt, original und auf der Suche nach einem Retter.

Aber seit 2017 abgemeldet, also kommt er erstmal zu einer Spezialwerkstätte. Im Glauben, dem Wagen damit was Gutes zu tun. Dazu später mehr.

DIe eigentliche Saison 2023 ging Treffen-technisch mit meinem „Schlechtwetter-Oldie“ los. Der Prairie hat mich zum ersten Alltagsklassiker-Treffen Anfang April gebracht. So darf es gern beginnen. Und auch der Saisonauftakt im Mürztal an einem Sonntag Vormittag Ende April war mit dem Prairie eine g´maade Wiesn. Wenn auch begleitet von unqualifizierten Zwischenrufen sich viel zu früh im Öl befindlicher Oldtimerclub-Mitglieder. Aber da heißt es Nase hoch und überhören.

Und weil die Oldtimertage gebührend gefeiert werden wollen, bin ich am Nachmittag des selben Tages mit Monsieur Mazda zum Alltagsklassiker „Classics&Coffee“ nach Graz gecruist. Eine fantastische Veranstaltung und ein krasser Kontrast zum Wurmerl-Auftakt in Kapfenberg.

Aber ohne den 929-Experten und erfahrenen Oldtimer-Schrauber Jörg Herwig aus der Nähe von Augsburg wäre das nicht möglich gewesen. Denn am Tag des Auswintern, 2. April 2023, springt der alte Franzose nach 5 Monaten Standzeit zwar wunderbar an, um dann aber gleich wieder auszugehen. Und wiederholt das Spiel bis zur völligen Verzweiflung meinerseits. Jörg hatte einen harten Sonntag. Ich hab ihn stundenlang mit Fotos, Nachrichten und Videos des Phänomens bombardiert, bis ich der Ursache mit seiner Hilfe auf den Grund gehen konnte – Das Schwimmernadelventil am Vergaser war verlegt. Winzigkleine Ursache, große Wirkung. Nach dessen Reinigung war alles gut und die Saison konnte starten.

Nach so einem spannenden Auftakt kommt im Mai die jährliche Oldtimer-Messe Tulln gerade recht. Ein Fixpunkt, auf den ich mich immer sehr freue und der nie enttäuscht. Auch wenns mal mehr Tiida-Content gibt als der gute Geschmack erlaubt.

In den letzten Jahren bin ich mit meinem Pajero alias „Die Garagen-Queen“ immer nur zwischen 700 und 1000 Kilometer im Jahr gefahren. Ein Tank (92 Liter) musste halt verfahren werden, um vor dem Einwintern wieder volltanken zu können. Ein freudloses Unterfangen, ich war Sklave meines Autos. Der Erhaltung wurde alles untergeordnet, Fahrspaß gab´s schon lange keinen mehr. Das sollte sich ändern und diese Veränderung musste in mir beginnen!

Das Leben ist kurz, die salzfreie Jahreszeit auch. Daher habe ich mir geschworen, meine alten Kisten so oft wie möglich zu fahren, zu erleben, zu genießen. Das meiste aus der Saison rauszuholen. Nach dieser Erkenntnis, die mich hart trifft, gehts fast jedes Wochenende auf ein anderes Treffen. Ende Mai nach Weinberg bei Fehring. Eine wilde Mischung aus peinlichem Zeltfest und sehr abwechslungsreichem Oldtimertreffen, aus Traktor-Gaudi und US-Car-Sause. Und das alte Froscherl mitten drin. Kulturschock.

Aber auf der Anfahrt zum Treffen machen sich eigenartige Ruckeleien bemerkbar. Immer wenns bergauf geht. Der 2 Liter Benziner mit angeblich 90 PS dreht nicht, geht nicht, wirkt furchtbar lustlos und zugeschnürt. Wenn das so gehört, dann verkauf ich ihn noch heuer, sag ich mir am Heimweg.

Aber vorher gehts am darauffolgenden Wochenende in den Park der Villa Vitamus in Graz Eggenberg. Mein Bruder macht mich einige Wochen zuvor auf das private Treffen aufmerksam, das unter „Oldtimer Charity Graz“ schöne alte Autos zu einem guten Zweck versammelt. Und zu meinem Glück begleitet er mich auch dorthin. Ein toller Tag, der nicht nur dank des Pokals im Regal in Erinnerung bleibt.

Es geht Schlag auf Schlag, das Japan-Oldies-Treffen folgt kurz darauf, Mitte Juni. Und etabliert sich genauso wie das alternierend stattfindende NipponClassics zu einem Zusammentreffen alter Freunde, lieber Bekannter und schrulliger Menschen mit ihren teilweise noch schrulligeren Fahrzeugen. Ein Tag, der ganz viele Überraschungen, spannende Gespräche und neue Erkenntnisse bereit hält.

Schon wieder ist Monsieur Mazda mit von der Partie und hält Hof in Heiligenkreuz am Waasen. Zu dem Zeitpunkt sind seit dem Auswintern schon 1000 problemlose, wenn auch oft freudlose Kilometer abgespult. Freudlos, weil er immer noch gelegentlich so zugeschnürt, so gedrosselt wirkt. Aber das hält uns nicht auf. Tags darauf geht es mit dem Mazda- und Opel-Sammler Thomas Fischer zu den Bauchspeckbuam nach Frohnleiten. Oder waren es die Bradlfettn-Buam? Egal, der Frosch hat einen guten Tag, ich auch und das zählt. Dass ich als Draufgabe noch einen der letzten überlebenden Opel Rekord E2 Turbo-D fahren darf, macht den Tag perfekt.

Zwei Wochen später kommt wieder der Prairie zum Einsatz, weil das monatliche Alltagsklassiker-Treffen Anfang Juli ein verregnetes zu werden droht. Aber das tut dem Prairie nicht weh, er ist ja nicht aus Zucker. Schon eine Woche später hat der skurrile Großraum-Sunny dann seinen ganz großen Auftritt. Es geht mit Alt-Nissan-Afficionado und Tiida-Connaisseur Helmut Winkelbauer samt Sunny Touring nach Ungarn, an den Plattensee. Wir treffen einen Sunny-Fan aus der Nähe der rumänischen Grenze, der am Balaton seinen Sommerurlaub verbringt und froh ist, endlich jemanden zu haben, mit denen er sich über seine Sunnys und Cherrys austauschen kann.

Es sollte der letzte große Auftritt des Prairie werden, aber das wussten wir bis dahin alle noch nicht.

Ende Juli steigt ein kleines, feines Treffen auf dem Gelände von Schloß Ehrnau in Mautern und ich fahr mit Monsieur Mazda hin. Fühl mich etwas deplatziert, der Prairie hätte besser ins Feld gepasst. Aber eine andere Erkenntnis bei der anschließenden Ausfahrt zum Abendessen nach Hohentauern ist viel wichtiger – Da passt was ganz und gar nicht mit dem Mazda! In der Ebene fällt es nicht auf, aber jede Steigung zwingt ihn heftig in die Knie.

Also gehe ich der Ursache auf den Grund. Wobei, das stimmt so nicht. Jörg Herwig liefert wieder den entscheidenden Tipp zur Lösung des Problems. Das unterdruckgesteuerte Schnapperl für die Öffnung der zweiten Vergaserstufe klemmt. Meistens, nicht immer. Wenn es klemmt, ist der Wagen lustlos und öde. Nach der Lokalisation des Problems und der pragmatischen Lösung („Wennst vor jeder Fahrt das Schnapperl gängig machst, passt das schon“) sitz ich in einem völlig anderen Auto. Einem, das plötzlich freudvoll hochdreht, gut geht und auch ganz nett klingt dabei. Sooo muss das sein, sooo macht das Freude! Wird doch nicht so schnell verkauft, der alte Herr.

Der Subaru 1800 aber schon. Nach einer Fehlentscheidung bezüglich einer Trockeneins-Reinigung meinerseits und mangelhafter Kommunikation von Seiten der Werkstatt hab ich entnervt die Reißleine gezogen und ihn von der Hebebühne runter verkauft. Schade, aber meine Nerven machen das nicht mit. Sich mühsam hinziehende Projekte sind nicht meine Welt.

Mittlerweile ist Mitte August – Wurmerlzeit. Und weil das nicht wirklich befriedigt, machen zwei Freunde und ich einen Treffen-Marathon draus und klappern im Anschluss noch zwei andere Veranstaltungen im Grazer Umland ab. Diesmal bin ich Beifahrer in einem Fünfzylinder-Audi, der mich mit seiner Klangkulisse tief bewegt.

Carpe diem, solange noch Sommer ist! Aber auch im September lass ich heuer keine Gelegenheit aus. Nach einem fulminanten Alltagsklassiker-Treffen gehts eine Woche drauf wieder zum Schloß Ehrnau. Diesmal steigt dort ein großes allgemeines Oldtimer-Treffen und ich fahr mit dem Prairie hin. Jetzt hätte der Mazda besser gepasst. Aber macht nichts, schön ist es trotzdem.

Und dann ist endlich Mitte September. Die Zeit ist gekommen, mit Monsieur Mazda auf große Tour ins Berchtesgadner Land zu gehen. Mathias Büthe ruft zum NipponClassics Germany. Stefan Payrhuber, der meinen sprunghaften Auto-Enthusiasmus schon seit 20 Jahren stoisch erträgt, begleitet mich auf 2 1/2 Tage voller Treffen, Roadbooktouren und Abenteuer.

Wieder 800 problemlose Kilometer auf der Uhr des alten Franzosen. Und der Prairie so?

Der verlässt mich Ende September spontan und ohne lange zu zögern. Jetzt wohnt er in der Nähe von Wiener Neustadt und bei mir ist eine kurze, aber sehr intensive Ära zu Ende gegangen. Unzählige Prairie-Führungen auf zahlreichen Treffen, ein Buch über die Kiste und sehr viele spannende, schöne und interessante Erlebnisse später überwiegt die Dankbarkeit für vier sehr unterhaltsame Jahre mit einem der innovativsten Autos überhaupt.

Doch die Saison ist noch lange nicht zu Ende. Anfang Oktober zünden die Alltagsklassiker den Nachbrenner. Ein Treffen epischen Ausmaßes beschließt die grandiose Saison. Der Prairie wird kurzfristig durch die 87er Toyota Supra Turbo meines Vaters abgelöst, der heuer so gut wie gar nichts gefahren ist. Da kann man doch nicht zuschauen. Also opfere ich mich und beweg das Ding ausgiebig, aber mit dem nötigen Respekt vor der alten Dame.

Weil das Spielen mit alten Autos heuer so schön war und ich immer noch in Stimmung bin, kauf ich gegen Ende Oktober nochmal spontan ein Auto. Und komm innerhalb weniger Wochen drauf, dass es mir einfach keinen Spaß macht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jetzt ist der Mazda gut verpackt, die Supra eingewintert, der Knitter-Ace inseriert und wie es dem Prairie ergeht, möchte ich gar nicht so genau wissen.

Die Bilanz der Saison – 2600km mit dem Mazda, 1800km mit dem Prairie. Etwa fünf Mal so viel wie mit dem Pajero davor. Alles pannenfrei, unfallfrei und problemlos. Viel erlebt, viel gesehen, viel gemacht. So soll das sein.

Ein großer Dank geht an meine Familie, die mir viel Freizeit gegönnt hat. Und an alle meine Mitstreiter, Freunde, Hobbykollegen und an die Veranstalter sämtlicher Treffen, die ich besucht habe. Wir sehen uns spätestens im April 2024!

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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