A Gaudi in der Provinz

Wenn der Fassdauben-Club Schrems zu einem Oldtimer- und Traktorentreffen lädt und die „Die Bauchspeckbradler“ als die Attraktion genannt werden, ist eines klar – Da muss ich hin. Denen zeig ich, dass die Szene vielschichtiger ist, als sie es gerne hätten.

Ein Glücksfall heute – Es gibt noch andere Wagemutige, die sich trauen, gemeinsam mit mir dort aufzuschlagen. Der Opel- und Mazda-Sammler Thomas Fischer aus der Nähe von Leoben tut sich das an und ich bin gar nicht unfroh darüber.

Dort angekommen, fällt auf, dass die Bandbreite an Fahrzeugen fast Alltagsklassiker-Dimensionen annimmt. Vom Pucherl bis zum Ford GT40, vom E-Type bis zum Opel Rekord Turbo-D ist allerhand vor Ort. Ja, natürlich auch viele Traktoren und Mopeds. Und viele tiefe Typen mit peinlichen Sprüchen und vermeintliche Auskenner, die völligen Schwachsinn über unbekanntere Autos wie einen Subaru 700 oder einen Mazda 929L verzapfen. Aber damit ist zu rechnen.

Sprich Licht und Schatten, wie so oft. Als sich dann mittags, nach der Fahrzeugsegnung, „Die Bauchspeckbradler“ für ihren Auftritt bereit machen, ist es Zeit für uns, die Flucht anzutreten. Aber erst, nachdem ich ein paar alte Herren zusammengeputzt hab, die gemeint haben, sie hätten meinen 929L noch nie gesehen und das Modell sei ja nur für die USA entwickelt worden. Nein, in den USA gabs den LA4 gar nicht und zweitens habt ihr ihn einfach nie wahrgenommen, weil ihr „Japaner“ immer ignoriert oder abgetan habt. Auf meine Frage, ob sie einen KIA Opirus kennen, wird nur verneint und als ich grad wieder Luft hole, ziehen sie zügig weiter. Besser so.

Hat sichs ausgezahlt? Es war nicht weit weg und es war gratis, das passt schon. Es war wieder eine Möglichkeit, der traditionellen, ländlichen Szene zu zeigen, dass alte Japaner durchaus existieren, wenn auch in kleiner Zahl. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich diese Besuche außerhalb unserer Japan-Oldies-Blase schon auszahlen. Vielleicht nicht kurzfristig und nicht wenn ich es alleine mache. Aber wenn wir uns gelegentlich überwinden und auch solche Treffen besuchen, setzen wir ein Zeichen.

Lukas