Der französische Japaner aus Belgien

Das Leben hält oft eigenartige Zufälle und Wendungen bereit. Oder wie könnte man sonst erklären, dass ein französischer Japaner aus Belgien plötzlich in der Steiermark wohnt?

Wer mich kennt, kennt auch mein Gejammer. Seit ich den Pajero verkauft habe, such ich einen Youngtimer zum Reisen. Was für die Langstrecke. Denn wir wissen ja: Du brauchst ein Fahrzeug, was zu Dir passt, mit Stil, eins mit Charakter – Verstehste? Ein Baby, zum liebhaben. Du musst es pflegen, streicheln, tanken, auch Geld reinstecken, so´n Baby will unterhalten werden!

Im Idealfall mit sechs Zylindern, mit Schiebedach und ordentlich Leistung. Nicht zu alt, es soll ja von April bis Oktober so oft wie möglich bewegt werden. Mit halbwegs guter Ersatzteilversorgung und modern genug, um problemlos Strecke zu machen.

Und wirklich, im April seh´ ich da was. Eher zufällig. verliebe mich spontan und kaufe es.

Mit vier Zylindern, ohne Schiebedach und wenig Leistung. So alt wie noch kein Auto zuvor in meinem Fuhrpark, es wird von April bis Oktober wohl eher selten bewegt werden. Mit absolut unterirdischer Ersatzteilversorgung und dank 4-Gang-Getriebe nicht die richtige Wahl, um problemlos Strecke zu machen.

Zu allem Übel ist es nicht einmal ein Österreicher, sondern ein Franzose, der seit einigen Jahren bei einem Sammler in Belgien residiert. Mangels zeitlicher Flexibilität bleibt nur der Weg, vor dem wir Autospinner alle unbedarften Vernunftkäufer stets warnen – ich kauf das Ding blind und lass es mir zustellen. Lang dauert es gar nicht, bis er in der Einfahrt steht. Knapp zwei Wochen nach dem Kauf ist er auch schon da. Nicht ganz so makellos wie beschrieben, aber doch erfreulich gut beisammen für ein 43 Jahre altes Alltagsauto.

Und? Wie geht´s jetzt weiter mit dem 1979er Mazda 929L, einem französischen Basis-Modell ohne Ausstattung und mit dem höheren Dach des Flottenmodells?

Punkt 1: Die Bestandaufnahme. Sie fällt zum Glück positiv aus. Das Ding ist ungeschweißt, fast komplett rostfrei und ohne Vorschäden. Fährt gut, bremst gut, lenkt… lautstark? Die Vorderachse ist tot, alle Lager, Buchsen und Gelenke sind hoffnungslos kaputt. Der Franzose sieht das offenbar lockerer als wir.

Punkt 2: Die Ersatzteilbeschaffung. Schwierig, aber nicht hoffnungslos. Es gibt vieles noch. Teils aus Australien, teils aus Japan, teils aus dem europäischen Mazda-Zentrallager in Brüssel. Aber egal wo her – kostspielig sind die Teile so oder so. Ein BMW oder Mercedes-Benz käme bei der Ersatzteilbeschaffung deutlich günstiger. Aber Mainstream kann ja jeder…

Punkt 3: Die Einzelgenehmigung. Das Ding braucht Papiere, schließlich will ich heuer noch fahren. Nicht nur mit Werkstatt-Kennzeichen, sondern mit meinen eigenen Taferln. Ich halt euch auf dem Laufenden, wie sich das entwickelt und welche Stolpersteine da noch auf mich zukommen werden.

Und der Reise-Youngtimer mit den sechs Zylindern und dem Schiebedach, der mich auf ein Getränk zum Wörthersee oder einen Spaziergang zum Neusiedlersee bringen soll? Auch da zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab. Aber das wird nun wirklich noch nicht verraten.

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

3 Kommentare zu „Der französische Japaner aus Belgien

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