Ein Ende mit Schrecken

Nach 14 Jahren in einem Hinterhof als Lager für Zylinderköpfe und zwei Monaten bei mir als Gartendeko ist seine Zeit gekommen. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Als Der räudige Straßenköter (<- Klicken!) seinen Weg zu mir gefunden hat, war klar, dass er als Schlachtauto herhalten wird müssen. Deftige Rostschäden an allen typischen Schwachstellen der Baureihe – mittlerweile kann ich das beurteilen – und eine vom Stehen stark angeschlagene Technik haben mir die Entscheidung abgenommen, ob er vielleicht nicht doch noch die Chance auf ein neues Pickerl verdient hätte. Aber gleich schlachten? Nein. Ausgehungert von Monaten ohne alte Autos war ich im Feber einfach nur froh, wieder eine alte Kiste herumstehen zu haben, mit der ich spielen und an der ich basteln konnte.

Und so bekam er einen Scheinwerfer ohne Rostwasser, die schwarzen Fake-Nummerntafeln vom Pajero und vier gleiche Radkappen. Auch der rostige Radlträger ist gleich mal heruntergeflogen und schon hatte der alte Haudegen seine Würde retour. Von der Straße aus konnte man denken, da sei der Großonkel aus Niederösterreich auf Besuch.

So stand er ein gutes Monat herum. Erfreute mich mit seinem Anblick, ermöglichste den Kindern zahlreiche Phantasie-Reisen ans Meer und die Nachbarn nervte er auch. „Jetzt macht der Wieringer einen Schrottplatz im Garten.“

Und dann wurde es Frühling. Nicht besonders nachhaltig, wie wir jetzt wissen, aber Mitte/Ende März regten sich die ersten Frühlingsgefühle. Die guten alten Kisten wollten wieder raus aus ihren Winterschlaf-Garagen. Und plötzlich war der Großonkel aus Niederösterreich im Weg. Die Rückbesinnung auf seinen primären Daseinszweck als Schlachtauto lies nicht lang auf sich warten und so ging es Anfang April los.

Jeden Tag ein paar Teile und nach einer guten Woche war er nackt. Das ist der Vorteil von simpel aufgebauten, alten Autos. Und dann musste er weg… Dazu nur soviel – Es war ein beeindruckendes Erlebnis. Gruselig, irgendwie auch ein bisschen traurig, aber faszinierend zugleich.

Und so geht er hin und kehrt als Waschmaschine oder Konservendose wieder. Ein Ende mit Schrecken nach einem 14 Jahre anhaltenden Schrecken ohne Ende.

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

Ein Kommentar zu “Ein Ende mit Schrecken

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