Wer das Interview mit Kiyoshi Honda gelesen hat, fragt sich bestimmt, wer Eiichi Okuma ist, der von Honda-San mehrfach lobend erwähnt wurde. Diese Bildungslücke schließt sich jetzt.
Der Querlenker: Okuma-San, willkommen! Ihr früherer Chef Kiyoshi Honda hat Sie im Interview mehrfach erwähnt. Unter anderem als Designer des legendären FTO aus den 1990er Jahren.

Eiichi Okuma: Es freut mich sehr, hier Rede und Antwort stehen zu dürfen. Auch möchte ich mich bei Kiyoshi Honda für die Erwähnung meines Namens bedanken. Aber lassen Sie uns nicht mit dem FTO beginnen. Meine Karriere bei Mitsubishi begann viel früher.
Der Querlenker: Wann haben Sie bei Mitsubishi angefangen?
Eiichi Okuma: 1976 bin ich bei Mitsubishi eingetreten und bereits im Sommer dieses Jahres wurde ich dem Okazaki Design Studio zugewiesen und war als Mitarbeiter der jeweiligen Design-Abteilungen an zahlreichen Modellen mit von der Partie.
Der Querlenker: Welche Modelle sind Ihnen vom Anfang Ihrer Karriere besonders in Erinnerung?
Eiichi Okuma: Beim ersten Mirage von 1978, der in Europa als Mitsubishi Colt verkauft wurde, war ich als „Assistant Designer“ für das Farbdesign verantwortlich. Mit Kiyoshi Honda durfte ich am Exterieur-Design des Galant Sigma mitwirken. Auch beim Tredia war ich Teil des Design Teams. Und nicht vergessen sollten wir auch den Galant E10 von 1983. Der und sein Hardtop-Bruder, der in Deutschland als Mitsubishi Sapporo lief, entstand auch unter meiner Mitarbeit. Das war kurz vor meiner Abberufung im Herbst 1983.



Der Querlenker: Wo gings denn hin?
Eiichi Okuma: Ich wurde von Januar bis Juni 1984 ins American Cypress Design Studio nach Kalifornien gesandt, um dort als leitender Designer unter anderem die einleitenden Design-Studien des Starion-Nachfolgers Eclipse zu entwickeln. Nach meiner Rückkehr nach Japan wurde ich dem Interieur Design Studio zugeteilt, wo ich für die Innenräume zahlreicher Modelle verantwortlich war.
Der Querlenker: Das ist ein spannendes Thema. Über Exterieur-Design wird ja häufig gesprochen, aber die Innenraum-Designer bleiben meist im Hintergrund.

Eiichi Okuma: Das Interieur des Eclipse, an dessen Entstehung ich auch in Kalifornien beteiligt war, stammt aus meiner Feder.
Besonders in Erinnerung geblieben ist bei diesem Modell das charakteristisch nach rechts geneigte Armaturenbrett, das dem gesamten Interieur eine ganz eigene, sportliche und unkonventionelle Note verleiht. Darauf bin ich stolz. Und dann ging es Ende der 1980er wieder retour ins Exterieur Design Department.
Der Querlenker: Mit welchen Aufgaben wurden Sie dort betraut?
Eiichi Okuma: Mein erstes Projekt war das Design des Mitsubishi Sigma. Dort war ich erst für das „scale model exterior design“, sprich die Modelle, auf die das jeweilige Design übertragen wird, und danach auch für das „Key Design“ verantwortlich. Darunter versteht man den Gesamtentwurf, der in Details je nach Vorgaben von unterschiedlichen Ländern noch variieren kann. Auch das Key Design des Galant E50 und des Carisma entspringen meiner Feder, unter der Leitung von Kiyoshi Honda. Und nicht zu vergessen – jetzt kommen wir darauf zu sprechen – der FTO. Das war 1994.




Der Querlenker: Was waren die größten Herausforderungen beim heute legendären FTO?
Eiichi Okuma: Die vorderen und hinteren Kotflügel waren der schwerste Teil des Design-Prozesses. Mit dem Chef des Modellbau-Teams Sakamoto und meinem Kollegen Kawachi, der das Design in 3D digitalisierte, habe ich primär im Trail&Error-Verfahren so lange probiert und getüftelt, bis wir endlich sagen konnten – Ja, das ist es jetzt! Das war ein großer Moment. Das ganze Team, egal ob im Design, in der Entwicklung oder im Test, waren so leidenschaftlich an dem Projekt FTO beteiligt, dass wir trotz zahlreicher Überstunden viel Freude an der Entwicklung hatten. Und als das Endresultat dann schon 1994 „Car of the Year“ wurde, hat uns das natürlich besonders gefreut. Unsere Leidenschaft hatte sich ausgezahlt.
Der Querlenker: Wie ging es dann gegen Ende der 1990er Jahre weiter?
Eiichi Okuma: Bei der dritten Generation des Mitsubishi Space Wagon – in Japan „Chariot Grandis“ – und dem Space Runner – in Japan „RVR“ – war ich als Chef-Designer verantwortlich für die Überwachung des Projekts. Auch der Pajero der vierten Generation (V80) entstand unter meiner Führung. Als Mitsubishi dann im Jahr 2000 Teil von Daimler-Chrysler wurde, wurde ich Senior Chief Designer. Im Zuge dessen oblag es mir, Entwürfe meiner Kollegen zu beurteilen.

Der Querlenker: Wie lange sind Sie dann noch bei Mitsubishi geblieben?
Eiichi Okuma: 2004 wurde ich dann nach Deutschland geschickt, dort war ich im dort ansässigen Design Studio am Design-Wettbewerb zum Lancer Evolution beteiligt und habe ihn gewonnen. Sprich der Lancer Evo X ist auch eng mit mir verbunden. Im Jahr 2007 zog ich mich dann als Chef des Tokyo Design Studios von Mitsubishi zurück. Heute arbeite ich aber immer noch als freischaffender Designer am Erscheinungsbild von Autos und Robotern mit.
Der Querlenker: Herzlichen Dank, Okuma-San, für den sehr spannenden Einblick in Ihre Tätigkeit bei Mitsubishi Motors.
Lukas Wieringer
Vielen Dank, dass Sie mich im Beitrag des Interview-Artikels vorgestellt haben.
Ich bin dankbar, dass ich meine Designarbeit dank der Arbeit, die ich bei Mitsubishi Motors geleistet habe, und der Arbeit, die ich mit Leuten aus verschiedenen Abteilungen, einschließlich Designern bei Mitsubishi Motors, geleistet habe, fortsetzen kann.
Ich antworte erst spät, um mich bei Ihnen zu bedanken. Bitte verzeih mir.
mit freundlichen Grüßen
Big Bear Design Eiichi Okuma
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