Die Sozialromantik der Autohasser

oder: Wie ein belangloser Artikel dazu beitragen kann, eine massive Trotzhaltung zu generieren. Und beabsichtigt war das so sicher nicht…

Macht euch bitte die Mühe und lest diesen Artikel. Quasi als Vorbereitung auf mein Statement.

Carports – Hässliche Visitenkarte vieler Eigenheime

Klar, die Autorin hat nicht unrecht. Die meisten Carports sind nicht schön. Auch nicht elegant. Sondern aus dem Baumarkt. Aaaaber…!

Fällt euch bei diesem Artikel eines auf? Wieder einmal versucht jemand, den automobilen Individualverkehr tot zu reden. Die Autorin hat in ihrem bisherigen Leben, das wohl in der Wirtschaftswunder-Zeit losging, massiv vom steigenden Wohlstand profitiert, der mit dem Auto ganz eng verknüpft war und immer noch ist.

Der Carport als Spiegel seiner Eigentümer. Da dominiert die spröde Langeweile. Er verweigert sich der Schönheit, zelebriert die Funktionalität und verweist auf den Stellenwert, den das Auto in unserer Gesellschaft noch hat.

Dieses kleine, geschickt und nur scheinbar zufällig platzierte Wörtchen „noch“ macht es aus. Impliziert es doch, quasi zwischen den Zeilen, dass der Stellenwert des Autos zu hoch ist, aber wohl bald deutlich fallen wird. Es erzeugt ein Gefühl, eine Stimmung. Zumindest im Unterbewussten.

Die Welt nach Frank Lloyd Wright wartet also noch auf den „Idealentwurf eines Carports“, auf die Carchitecture des Alltags. Zumindest, solange der Individualverkehr mit dem Auto noch verbreitet ist.

Der Idealentwurf eines architektonisch wertvollen Carports? Immer her damit! Nur auf den zweiten Satz hätte man wieder verzichten können und müssen! Der Individualverkehr mit dem Auto hat also ein Ablaufdatum?

Und danach kommt bitte der ideale Fahrradständer!

Das Carport soll vom Fahrradständer abgelöst werden? Das Auto durchs Fahrrad ersetzt?

Man zeige mir, wie die junge Mutter mit ihren zwei Kleinkindern samt üblichem Gepäck (Wickelzeugs, Ersatzgewand, Kinderwagerl, und und und) ohne Auto die Großeltern besuchen soll. Oder wie der gehbehinderte Pensionist zum Arzt kommt. Nur zwei kleine Beispiele von ganz vielen, wo du mit dem glorifizierten Lasten-Rad oder den außerhalb weniger Großstädte mickrigen Öffis keine Chance hast.

Klar, in der idealen Welt urbaner Single-Bobos und alternativer Hipster leben die Eltern zwei Fußgängerzone-Straßen weiter, der nächste Denn´s-Biomarkt ist um die Ecke und am Wochenende gehts mit dem Rad in den Park. Und das Billy-Regal für die Altstadt-WG bringt eh der Postler. Mit dem Lasten-Rad? Die Realität sieht anders aus. Das Auto hat uns seit seiner Erfindung einen Grad an Freiheit und Wohlstand gebracht, wie er vorher unerreicht war. Und was man auch nie vergessen sollte – Das Auto verbessert sich ständig. Wird immer sauberer, immer sicherer.

Anstatt das Auto zum Auslaufmodell abzustempeln, wäre es wieder mal an der Zeit, sich all der Vorteile zu besinnen, die das Auto uns beschert hat und immer noch ermöglicht. Zeitersparnis, Freiheit, Flexibilität, aber auch Freude, Spaß, Faszination. Und wenn es dann noch jemand schafft, das architektonisch wertvolle Carport zu entwerfen, ist alles wieder gut. Vielleicht auch für Frau Dr. Voss.

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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