Ein Sonntag im Feber, wolkig aber mild. Noch riecht die Luft nach Winter, aber lang dauerts nicht mehr bis der Frühling kommt. Und dann ist Schluss mit unserer Beziehung.

Bevor mich mein mittlerweile sehr seltener 92er Daihatsu Rocky 2.8 TD Intercooler EL-II verlässt, wird es jedoch noch einmal Zeit für eine ausführliche Tour mit dem alten Bock. In eine Gegend, in der ich mich sehr gut auskenne und in der sich das Ding wohl fühlt. Ins obere Feistritztal. Über die S6 nach Gloggnitz, über den Feistritzsattel rüber in die Steiermark, durch Feistritzwald und Rettenegg nach Ratten. Von dort über Schleichwege wieder retour nach Rettenegg und über den Pfaffensattel zurück zur S6 und heimwärts. Sollten knapp 200km Strecke sein.

Wobei die S6 Segen und Fluch ist. Zumindest für den Rocky. Als Verkehrsader sorgt sie für eine zügige und problemlose Anbindung an den Wiener Raum. Macht die Fahrt zum Neusiedlersee oder ins Weinviertel zur leichten Übung. Um wo hinzukommen, ist sie erste Wahl. Doch für den Rocky und seinen Fahrer liegt sie außerhalb der Komfortzone. Was nicht nur an der kurzen Übersetzung, sondern wohl auch an den starren Achsen und den Blattfedern rundum liegt. Mit einem Ferrari fährt ja auch niemand in die Schottergrube. Weil ich aber in Zukunft primär auf Schnellstraßen und Autobahnen das Weite suchen will, passt der Rocky nicht mehr ins Konzept.
Bevor er mich aber verlässt, machen wir noch einen gemeinsamen Ausflug in die Gegend meiner Jugend. Dort hin, wo die Landstraßen kurvig und hügelig und die Durchschnittstempi niedrig sind. Ideal. Und wirklich – Sobald die S6 hinter ihm liegt, wird der Rocky lebendig. Verwandelt sich von der dröhnig-mühsamen Hoppelkiste in einen typischen japanischen Geländewagen der 80er Jahre. Sämiger Motor, exaktes Getriebe, souveräner Durchzug. Unglaublich, wie stark die Umgebung den Eindruck, den ein Auto auf den Fahrer macht, verändern kann.

Der Feistritzsattel liegt schnell hinter uns und obwohl ich es besser wissen müsste, schockiert mich der Zustand der Straße. Zwischen der Passhöhe, durch Feistritzwald und bis nach Rettenegg liegt so viel Streusplitt und ist die Straße so voller Schlaglöcher und Frostaufbrüche, dass man sich fragt, wie dort je wieder ein Motorrad fahren wird können.
Aber der Rocky, der fühlt sich hier daheim. Die Geschwindigkeit pendelt außerorts zwischen 70 und 80, mit harter Hand will er in der Spur gehalten werden. Ein paar Ausflügler aus dem Wiener Raum haben sich hierher verirrt, die Verkehrsdichte ist sehr gering. Und wenn ein Suzuki Jimny entgegen kommt, wird der Rocky-Fahrer gegrüßt. Man könnte ja auch ein Jäger sein.




Aber schön ist es hier um diese Jahreszeit nicht. Während im Wiener Raum bereits der Frühling erwacht und salzfreie Straßen die ersten Oldtimer aus den Garagen locken, ist es im oberen Feistritztal staubig und dreckig vom Split, teilweise salznass und der immer noch reichlich vorhandene Schnee ist längst auch unansehnlich geworden. Hier kann es aber noch zwei Monate dauern, bis der Frühling Einzug hält. Bloß weg hier.

Der Pfaffensattel stellt für das Rauhbein (in Japan heißt der Rocky „Rugger“, was soviel wie „Rauhbein“ bedeutet) keine Herausforderung dar und schon sind wir wieder retour in der Zivilisation.



Und abermals zeigt sich, warum der Rocky demnächst weiterziehen wird. Weil ich mir heuer einen Youngtimer kaufen möchte, der mich mühelos überall dort hin bringt, wo ich hin möchte. Auf ein Getränk an den Wörthersee. Für eine Brise Burgenland zum Neusiedlersee. Nach Stuttgart. Nach Italien, oder einfach nur in die Südsteiermark. Und das mühelos. Ohne dass sich jeder Kilometer nach Arbeit anfühlt. In diese Pläne passt es einfach nicht, das alte Rauhbein. Denn ins Obere Feistritztal, da will ich halt meistens nicht hin.

Adieu Rocky. Es war ein schönes Jahr mit dir. Ich hoffe, du kommst in gute Hände. Für mich ist die Zeit gekommen, mich neu zu orientieren.
Lukas