Es gibt kaum eine Automarke oder ein Modell, um das sich keine Szene bildet. Doch diese Szene liegt bei einem bestimmten Thema meistens komplett daneben, wenn ihr Schwarmwissen gefragt ist.
Kaum ein Thema bewegt die gesamte Autospinner-Mannschaft so wie aufgerufene und bezahlte Preise sowie der darauf basierende Marktwert eines Modells. Und so vergeht kaum ein Tag, an dem nicht die beliebte, verhasste und leidenschaftlich geführte Diskussion um Preise und Werte entflammt.
„Sowas darf maximal XXX€ kosten!“, „Der bekommt das nie!“, „Ist da Gold in der Reserverad-Mulde?“, „Da muss vorm Koma eine Null weg, dann passts…“. Besonders leidenschaftlich geäußert von all jenen, die so oder so nicht vorgehabt hätten, das in ihren Augen viel zu teuer angebotene KFZ zu erwerben. Weil halt leider grad jetzt blöderweise kein Geld und kein Platz vorhanden ist. Aber unter anderen Umständen hätte man es sich vielleicht eventuell gegebenenfalls doch überlegen können.

Wie realistisch diese Einschätzungen aus der Szene oft sind, zeigt dann die Realität. Autos, die von den sogenannten Experten als viel zu teuer abgestempelt werden, verkaufen sich doch. Manchmal sogar ohne besonders lange inseriert zu sein. Dann ist die Überraschung immer groß und die Experten werden kleinlaut oder verdächtig ruhig. Bis das nächste viiiiel zu teure Schätzchen auftaucht. Aber woran liegts?
Aus mir unerfindlichen Gründen wehren sich viele Enthusiasten dagegen, dass die Preise der Fahrzeuge, die sie in ihren Garagen oder Hallen stehen haben, mit den Jahren steigen. Und da reden wir nicht von Preisexplosionen wie für 911er Porsches oder VW T1, sondern lediglich von normalen Preissteigerungen bei ehemaligen Allerweltsautos, die unbemerkt selten und damit interessant geworden sind. Anstatt die Vorteile zu sehen und zu schätzen. Schon furchtbar nervig, wenn der Wertzuwachs die Wartungskosten der letzten Jahre ausgleicht. Total doof, wenn höhere Preise dafür sorgen, dass weniger Exemplare sorglos als billige Wintergurken verheizt werden.

Und so versucht die Szene meist, die Preise klein zu halten. Was aber nur sehr begrenzt funktioniert. Zahlreiche Beispiele erfolgreicher Verkäufe solcher – angeblich viel zu teurer – Autos an Personen außerhalb der jeweiligen Szene belegen das. In den meisten Fällen dürfte es daran liegen, dass szeneferne Interessenten eher einen Blick über die jeweiligen Tellerränder hinaus wagen und sich so mancher aufgerufene Preis im Vergleich zu den Marktwerten anderer Fahrzeuge relativiert. Denkt dran, wenn ihr das nächste Mal in der Szene fragt, was euer Autowagen wert sein könnte…
Mindestens gleich gefährlich ist es aber, wenn Besitzer seltener Fahrzeuge ohne Lobby abseits des Mainstreams bei klassischen Pucherl/Käfer/MG-Oldtimerclubs anfragen, was ihr Fahrzeug wert sein könnte. Deren selbsternannte Experten orientieren sich dann mangels echten Wissens meistens an vergleichbaren Fahrzeugen mit hohem Beliebtheitsgrad. Die Realität liegt dann meistens irgendwo zwischen dem versuchten Kleinhalten der Szene und den Kultklassiker-Höhenflügen der Club-„Experten“.
Lukas