Teure Prospekte

Autos kann man nicht nur fahren, über Autos kann man auch schreiben. Aber gerade bei den von mir so geliebten Sachbüchern über Marken und Modelle fällt mir seit einigen Jahren ein negativer Trend auf.

Beinahe seit ich lesen kann, lese ich auch Bücher über Autos. Meine ersten Sachbücher sind aus den frühen 1990er Jahren. Damals waren Autobücher größtenteils das Werk von Idealisten und Enthusiasten. Typreferenten von bestimmten Markenclubs machten sich die Mühe, in jahrelanger Hobbyarbeit alle Daten und Fakten zu und über ihr Lieblingsmodell oder ihre Herzensmarke zu recherchieren und zusammenzuschreiben. Herausgekommen sind meist Bücher, die weniger durch ihre grafische Gestaltung oder durch ihr ausgefeiltes Marketing-Sprech geglänzt haben. Das Herzblut und die Leidenschaft für das jeweilige Thema war aber nicht nur zwischen den Zeilen erkennbar. Es ging dabei in den meisten Fällen auch nicht um monetäre Aspekte, sondern um den Idealismus, das eigene Wissen zu einer Marke oder einem Modell an Gleichgesinnte weiter zu geben.

Und dann gibt´s aktuelle Autobücher. Gerade bei den großen Verlagen fällt auf, dass immer wieder die selben Namen auftauchen, sich ein paar Autoren offenbar abwechseln. Grundsätzlich muss das ja so schlecht nicht sein, steht es doch für gleichbleibende Qualität der Texte. Und doch kann jemand, der im Jahr ein oder gar mehrere Bücher über jeweils eine Marke schreibt, nie so viel Hintergrundwissen und Leidenschaft haben wie jemand, der sich seit Jahren oder Jahrzehnten nur mit dieser einen Marke oder gar mit nur einem Modell beschäftigt.

Richtig fies aber: Die Bücher zu einer bestimmten Modellreihe. Meist werden sie beworben mit „In enger Zusammenarbeit mit dem Hersteller…“ und in jedem Fall ist am Umschlag ein Exemplar des aktuell im Verkauf befindlichen Modells zu sehen. Sogar dann, wenn es um die Historie geht. Warum? Weil es sich dabei in der Regel um teure, mit Hardcover versehene Prospekte handelt. Auftragsarbeiten für den Hersteller, der ein neues Modell imagemäßig aufladen will und mit der Historie versucht, Faszination für das neue Produkt zu generieren. Bei diesen Büchern spielen Kosten eine untergeordnete Rolle und das sieht man auch. Meist sind sie voll mit extra dafür produzierten Fotos von Fahrzeugen aus der Sammlung des Herstellers, gespickt mit Bildern aus dem Werksarchiv.

Zufälliges Beispielbild

Das Problem dabei: Es fehlt besagtes Herzblut. Auch bei den Texten. Das vorhin erwähnte „ausgefeilte Marketing-Sprech“, eh schon wissen. Dass sich in den meisten Fällen maximal die Hälfte des Buches um die Historie dreht und die andere Hälfte reine Werbung für das aktuelle Modell ist, verwundert da schon nicht mehr.

Es müssen wieder mehr Bücher her, hinter denen kein Hersteller-Interesse steht. Bücher, die von Enthusiasten und Idealisten geschrieben werden, nicht von PR-Managern und Marketing-Typen. Das wäre schön.

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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