Ab sofort gibt´s immer wieder mal einen Rückblick auf die beliebtesten Artikel von „The way of drive…“. Meinem ersten Versuch, mir als Motorjournalist einen Namen zu machen. Ausgezeichnet mit dem „Goldenen 07er-Kennzeichen 2015“.
Den sechsten Platz auf der ewigen Bestenliste der beliebtesten Artikel meines ersten Blogs belegt ein Artikel über ein absurdes Projekt des kalten Krieges. Aber lest selbst:
LeTourneau Overland-Train
Erstellt am Oktober 9, 2012 von Lukas
Elektromobilität ist in aller Munde, Range-Extender auch. Eine extreme Spielart für Elektroantrieb durch Range-Extender möcht ich euch hier vorstellen. Die LeTourneau Land-Train, ein schönes Beispiel für den Irrsinn des kalten Kriegs.
Nordamerika in den 50er Jahren. Die Army erprobt ein neues Transportkonzept, um möglichst viel Last unabhängig von Straßen durch die Wildnis zu bewegen. Dabei kommen die Allzweckfahrzeuge des texanischen Herstellers LeTourneau gerade recht.
Im Herbst 1956 nimmt der erste Prototyp dieses neuen Transportsystems unter dem Arbeitstitel LCC-1 (siehe Bilder oben und unten) die Arbeit in Grönland auf. Angetrieben von einem 600 PS starken Cummins-Motor und mit drei Anhängern ist die erste Sno-Train (ohne „w“) in der Lage, 45 Tonnen Equipment über Schneefelder und durch die Wildnis zu transportieren. Selbst 2 Meter tiefe Flüsse bringen den LCC-1 nicht vom Weg ab! Bis 1962 ist das Offroad-Monster im Einsatz.
In diesem Jahr geht auch die ultimate Overland-Train in den Army-Testbetrieb. Der TC-497 Overland Train MkII genannte Prototyp übertrifft seinen Vorgänger auf ganzer Linie und hält immer noch den Rekord für das längste Offroad-Fahrzeug der Welt. Angetrieben wurde die Overland-Train von vier (!) Gasturbinen, die es zusammen auf 4680 Pferdestärken bringen. Diese Turbinen treiben Generatoren an, die jeden einzelnen der 54 Radnabenmotoren mit Strom versorgen. Gesamtlänge 182 Meter, 12 Anhänger, Ladekapazität 150 Tonnen, Reichweite mindestens 500km, Vmax vollbeladen 35 km/h.
Das größte Problem während der Testphase, die Lenkbarkeit des Zuges, wurde mit einer aufwendigen Lenkungskonstruktion gelöst. Die Steuerungsbefehle aus dem Zugfahrzeug werden elektronisch an jeden Anhänger weitergeleitet, so dass jeder der 12 Anhänger genau am selben Punkt zu lenken beginnt, an dem das Zugfahrzeug gelenkt hat. So sind selbst rechtwinklige Abzweige kein Problem für das Ungetüm.
1969 war Schluss mit dem Experiment Overland-Train. Der ebenfalls 1962 von Sikorsky präsentierte Frachthelicopter CH-54 Tarhe war dem sperrigen und unflexiblen Zug deutlich überlegen.
Absurd, aber ein gutes Beispiel für die „Was kostet die Welt – Alles ist möglich“-Einstellung der Amis in den Jahrzehnten nach dem Krieg.
Lukas