Ab sofort gibt´s Mittwochs einen Rückblick auf die beliebtesten Artikel von „The way of drive…“. Meinem ersten Versuch, mir als Motorjournalist einen Namen zu machen. Ausgezeichnet mit dem „Goldenen 07er-Kennzeichen 2015“.
Den zweiten Platz auf der ewigen Bestenliste der beliebtesten Artikel meines ersten Blogs belegt ein Ratgeber für die Jünger des VW Bus, geschrieben im Sommer 2011. Dort hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass Boxermotoren von Subaru deutlich kräftiger und zuverlässiger sind als die VW-eigenen Maschinen. Mit „Subi in Disguise“ bekommen die VW-Fans eine Entscheidungshilfe über die unterschiedlichen Subaru-Motorenin die Hand. Aber lest selbst:
Es boxert im Bus oder „Subi in disguise“
Erstellt am Februar 29, 2012 von Lukas
Den VW-Freaks dürfte nicht entgangen sein, dass besonders in den USA eine große Zahl an Bus-Besitzern ihre meist defekten 2.1 Liter Wasserboxer aus dem VW Bus T3 reißt und gegen einen Subaru Boxermotor ersetzt. Die Subaru-Boxermotoren sind nicht nur zuverlässiger und dem hohen Gewicht der meist zu Wohnmobilen umgebauten Bussen eher gewachsen als der problematische Wasserboxer, sondern bieten auch verschiedenen Leistungsstufen von etwas über 90PS bis hin zum 280 PS Monster.

Da die Möglichkeiten in den USA, wie so oft, deutlich größer sind als bei uns, egal ob es um verfügbare Motoren oder Leistungssteigerungen geht, möcht ich speziell für die VW-Fahrer die bei uns in Österreich möglichen Umbauten durchdenken. Dabei geht es weniger um die technische Umsetzung, sondern um die Wahl der richtigen Basismotorisierung.
Was wird für einen solchen Umbau benötigt?
Im Idealfall verfügt man nicht nur über den Motor, sondern über ein komplettes Spenderfahrzeug. Neben dem kompletten Motor mit allen Nebenaggregaten benötigt man auch die ECU und den kompletten Kabelbaum aus dem Subaru. Passende Adapterplatten gibts bei Bus-Profis in den USA, eventuell auch in Europa. Die passende Verbindung zum serienmäßigen Getriebe soll aber kein Hexenwerk sein.
Welchen Motor wähle ich idealerweise und in welchem Subie steckt der drin?
Der beste Kompromiss aus Boxersound, Haltbarkeit, geringen Unterhaltskosten und brauchbaren Fahrleistungen bietet die EJ-Motorengeneration. Die Motoren der EA-Serie, die in den verschiedenen Leone-Modellen verbaut waren, eigenen sich aufgrund mangelnder Leistung und problematischer Verfügbarkeit nicht, wenn man nicht gerade Subaru-Szene-Insider ist und neuere Subis sind nicht günstig als Schlachtwagen zu bekommen. Daher konzentrieren wir uns auf die 90er Jahre.
Die EJ-Motoren gibts in recht großer Auswahl in der ersten Generation des Impreza (1993 – 2000), in den ersten drei Generationen Legacy (1989 – 2003) und im Forester. Da letzterer auch in schlechtem Zustand noch sehr teuer gehandelt wird, kommen nur Impreza oder Legacys in Frage.
Der kleine EJ16, ein 90PS leistender 1600er Sauger, bildete die Basismotorisierung für den Impreza. Reicht leistungsmäßig im Impreza aus, aber nur für den leichten Wagen ohne Ausstattung. Im VW Bus mit der Aerodynamik eines Heustadls und dem Zusatzgewicht der Campingausrüstung ist er heillos überfordert. => Keine gute Wahl, zumindest nicht für voll ausgebaute Busse!
In den frühen Impreza bis 1995 genauso wie im Legacy I gab es den EJ18, ein 1800er Saugmotor mit 103 PS. Klingt lässig nach altem Subi, macht Spaß und ein Hauch Leone fährt immer mit. Doch für den Motor gilt genau das gleiche wie für den EJ16, daher => Finger weg! Höchstens vielleicht für einen VW Bus T1 oder als Käfer/Karmann-Ghia/Typ 3-Triebwerk interessant.
Zum Glück gibts den EJ20! Als Basistriebwerk für die Rallye-Monster GT, WRX und WRX STI, leistet der Zweiliter Saugmotor zwischen 116 und 125 PS, je nach Modell und Baujahr. Verbaut war er bei uns in den 90er Jahren in fast jedem echten Subaru (oben genannt), die Verfügbarkeit ist daher sehr gut. Der EJ20 ist der wohl beste Motor, den Subaru je gebaut hat. Bei guter Pflege sehr langlebig (> 300.000km), verhältnismäßig sparsam, ausreichendes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen, guter Durchzug, anspruchslos, drehzahlfest und sehr belastbar. Für Käfer und Co. ein Leistungshammer, im T3 locker ausreichend. => Wohl die beste Variante für heimische Verhältnisse!
Die Turboversion EJ20T verspricht natürlich noch mehr Spaß und Action, ist jedoch mehr als der Sauger auf vernünftige Vorbesitzer, regelmäßige Wartung und pflegliches Warmfahren angewiesen, um zu halten. Leider werden die meisten Fahrzeuge mit EJ20T leistungsgesteigert und durch unzählige Hände gereicht, bevor sie geschlachtet werden. Keine guten Voraussetzungen für problemfreie Fortbewegung, verbunden mit höheren Unterhaltskosten in Sachen Steuer und Versicherung. Der Turbo steckte im seltenen Legacy I Turbo (200 PS), im Impreza GT (218 PS) und als Soft-Turbo-Version im Forester I Turbo (170 bzw. 177 PS). => Für Leistungsjunkies eine Überlegung wert!
Der EJ22, den es besonders in den USA in fast jedem 90er-Jahre-Subaru gab, ist bei uns leider recht selten, wäre jedoch auch eine ideale Basis für einen Umbau. Der EJ22 leistet um die 130 PS, je nach Land und Typisierung, und war bei uns nur in den ersten beiden Generationen des Legacy bis 1996 verfügbar. Prinzipiell ein sehr haltbarer, zuverlässiger und für Boxerverhältnisse durchzugsstarker Motor, jedoch wie bereits erwähnt sehr selten zu bekommen. => Wer einen findet, sollte die Chance nutzen.
Bei den EJ25 genannten 2,5 Liter Motoren mit 150 PS (Legacy II, Legacy Outback) bzw. 156 PS (Legacy III, Outback) ist größere Vorsicht geboten. Prinzipiell sehr angenehm zu fahren, kommt es bei ihnen immer wieder zu Problemen mit den Zylinderkopfdichtungen und bei frühen Versionen mit der Ölversorgung. Laut Subaru wurden die Probleme bei fast jedem Modellwechsel „nun endgültig“ abgestellt, doch der EJ25 kann bei höheren Laufleistungen bis heute nicht vollständig überzeugen.
Für besonders exzentrische Bulli-Jünger gäbe es da noch die Möglichkeit, den EG33 aus dem Sportcoupe SVX zu verbauten, der Motor passt haarscharf aber doch in einen T3. Damit würde ein 3,3 Liter 24V Sechszylinder Saugmotor mit 4 obenliegenden Nockenwellen und 230 PS dem Bus ordentlich Beine machen. Doch der imposante SVX ist teuer, bereits voll in der Youngtimerszene etabliert und steht nicht an jeder Straßenecke. Gelegentlich gibts Exemplare mit defektem Automatikgetriebe, doch selbst die werden für viel Geld gehandelt. => Nur für leistungshungrige Individualisten und Fans großer Saugmotoren interessant!
Ich hoffe, ich konnte euch ein paar interessante Alternativen zum allgegenwärtigen TDI-Umbau aufzeigen und freue mich über Kommentare, Fragen und Anmerkungen!
Lukas
Der Erfolg dieses kurzen Ratgebers beruht wohl auf der Tatsache, dass es eine solche Zusammenstellung für den europäischen Markt vorher einfach nicht gab. In den USA kursierten einige Artikel und Auflistungen, bloß waren dort andere Motoren verfügbar oder eben nicht. Bei mir gab´s Praxistipps aus Europa für Europa.
Der Artikel liegt auch heute, fast 10 Jahre nach Erscheinungsdatum, immer noch ganz vorne, seine Aufrufe fallen aber stetig. Die Verfügbarkeit von potentiellen Motorspendern hat sich in den letzten Jahren stark verschlechtert, der Umbau auf Subaru-Motoren scheint an Popularität zu verlieren. Wohl auch, weil die Busse mittlerweile fast alle im Oldtimer-Alter angekommen sind.
Lukas