Weihnachten liegt hinter uns, in den meisten Regionen Österreichs beherrscht seit knapp drei Monaten das Streusalz die Straße. Wer jetzt nicht im Winterschlaf ist, muss leiden.
Mitte Jänner und heimische Internetz-Autobörsen ist voll mit alten Schätzchen, die ein neues Zuhause suchen. Nicht nur Hochglanz-Klassiker, die mit geschlossenem Anhänger transportiert werden. Sondern auch besonders viele alte Japaner aus den 80ern, die nach über 30 Jahren immer noch ganzjährig raus müssen. Ja wie kann das denn sein?

Stellt sich Otto Normalösterreicher einen Oldtimer vor, sieht er einen MG B vor sich. Oder einen VW Käfer mit Brezelfenster. Vielleicht auch noch einen Opel Manta A. Auf der Strecke bleiben dabei die Helden des Alltags, um die sich keine Lobby kümmert. Alte Leier, lass dir mal was anderes einfallen, Wieringer! Aber leider wird einem regelmäßig aufs Neue vor Augen geführt, dass offenbar doch noch nicht genug Bewusstseinsbildung betrieben wurde. Oder woran liegt es, dass immer noch allerhand Camrys der ersten Generation, frühe Pajeros, 929 Coupes und sogar zumindest ein Sapporo durchs besonders aggressive heimische Kalziumchlorid (<- Anklicken!) gejagt werden?
In den meisten Fällen steckt wohl Unwissenheit dahinter. Besonders alte Japaner und andere Helden des Alltags landen nach behüteten Jahrzehnten in Opis Garage meist nicht bei szenebekannten Sammlern, sondern in den Händen des völlig unbedarften Enkels, der seinen Skoda Fabia ja auch das ganze Jahr fährt. Das ist doch normal, das hat auch Papa mit seinem Firmenauto immer so gemacht. Also warum sollte das mit Opas altem Gebrauchtwagen anders sein? Und wenn er dann merkt, dass die Kiste im Winter innerhalb weniger Monate in Sachen Blech die Patschen streckt, versucht er ihn noch schnell als „Oldtimer, Wertsteigerung garantiert“ zu versilbern.

Interessiert sich in den Familien niemand für Opas Schätzchen, tauchen oftmals Bekannte oder Arbeitskollegen auf, die sich bereit erklären, die Erben von der alten Kiste zu erlösen – der Hobbyhändler kommt ins Spiel. Meist kauft er den Wagen günstig, macht kaum was und bietet ihn dann in Facebook-Gruppen an. „Vor kurzem gekauft, toller Zustand, wegen Hobbywechsel…“ oder „Hab meinen Traumwagen angeboten bekommen, deshalb muss der hier wieder gehen…“ Oder so – eh immer das Gleiche. Meist sind sie Mechaniker oder zumindest autoaffin, erkennen den Zustand und die Seltenheit und rechnen sich schnellen Gewinn aus. Dass sie im Winter auch fahren ist ihnen egal. Schließlich kommt die Kiste eh bald wieder weg.
In beiden Fällen ist es für die echten Enthusiasten, die ein solches Ding wirklich erhalten und hätscheln wollen, schlecht. Denn besser werden die Autos während diesem zwar kurzen, meist aber strapaziösen Intermezzo nicht. Nur teurer. Und mit dem gestiegenen Preis wächst auch die Kaufzurückhaltung der Fans. Denn wer sponsert schon gern den Hobbydealer, der schnell ein paar Euro steuerfrei machen will?
Wobei – wenn Fahrzeugzustand und Preis zusammen passen, hab ich selbst damit kein Problem. Denn dann stimmt zumindest der Gegenwert. In den meisten Fällen ist das aber leider nicht der Fall. Und so schließt sich der Kreis wieder. Denn ein stimmiges Preis-Leistungsverhältnis ist auch Marktwirtschaft, Baby!
Lukas