A so a Glück, a so a Massl…

Und, habt ihr den zweiten Teil dieses Werbeslogans im Ohr? Als Österreicher ganz bestimmt. Aber was muss eigentlich passieren, dass es ein unspektakuläres Alltagsauto in den Oldtimer-Olymp schafft? Reicht da Glück und ein bissl ein Massl aus?

Grundsätzlich gibt es zwei Sorten von Oldie-Anwärtern.

Da wären die Liebhaber-Kisten. Schon als Neuwagen sind sie Traumautos, ihre Käufer hegen und pflegen sie. Kein Aufreiben im Alltag, kein Winterbetrieb. Meistens sind es Zweitürer, oft auch offen. In der Regel teuer, oft von Marken mit beeindruckender Historie. Um sie muss man sich keine Sorgen machen. Es wird ein großer Prozentsatz überleben. Es werden sich Clubs drum kümmern, es wird Ersatzteil-Nachfertigungen geben. A g´made Wiesn in den Olymp. Oft gelten sie schon vorher als „Klassiker“.

Und dann gibt´s den Rest. Arbeitstiere, die im Schatten stehen. Während sich die Cabrios in der Sonne der Aufmerksamkeit spiegeln, absolvieren sie zuverlässig und ohne aufzufallen den Alltag. Jeden Tag ins Büro, Samstags Parkrempler und Türdellen im Einkaufszentrum. Im Winter mit Salz gepökelt, im Sommer bei Hagel im Freien abgestellt – schließlich gehört dem Klassiker die Garage. Und bei der Wartung wird gespart. Nach 10 bis 15 Jahren sind die Dinger so gut wie verschwunden. Trotz hoher Verkaufszahlen überleben kaum gute Exemplare länger als zwei Jahrzehnte.

Und doch sind immer wieder Exemplare dabei, die es schaffen, die 30-Jahre-Hürde zu knacken. Wie kann es das geben? Welche glücklichen Fügungen müssen da zusammen kommen?

Der Faktor Vorbesitz. Alltagsautos, die in 10 Jahren vier Besitzer haben, werden kaum die Chance bekommen, alt zu werden. Entscheidet sich am Anfang des Autolebens jedoch ein Besitzer, den Wagen für 15 oder 20 Jahre zu behalten, stehen die Chancen schon deutlich besser. Folgt dann, im Tal der Restwert- und Reparaturkosten ein Idealist, der sich der Kiste annimmt und sie ohne Rücksicht aufs Bankkonto aus dem Tal der Tränen führt, ist es meist geschafft.

Der Faktor Nutzwert. Zeichnet sich ein Fahrzeug durch besondere Talente aus, kann man sichergehen, dass diese Talente so lange genutzt werden, bis die Kiste fertig ist. Ein besonders großer Laderaum, Allradantrieb, eine hohe Anhängelast? Die Häuselbauer, Winterauto-Reiter und Minibagger-Transporteure werden sich bemühen, kein Exemplar übrig zu lassen. Ist ein Auto aber nur ein Auto? Im Idealfall Vorderrad-angetrieben, mit Vierzylindermotor und vier Türen? Dann stehen die Chancen zu überleben deutlich besser, weil es nichts anderes kann als ein normales Auto sein.

Der Faktor Szene. Wenn ein Auto in Vergessenheit gerät, ist das Gift für das Überleben der Modellreihe. Bildet sich aber früh genug eine Szene rund um das Modell, steigen die Überlebensraten plötzlich sprunghaft. Bestes Beispiel – der Golf 1. Technisch fad, optisch auch. In Wahrheit ein völlig uninteressantes Wegwerfauto. Könnte genauso gut ein 323, ein Kadett, ein Ritmo oder ein Cherry sein. Alle weg, nur der Golf 1 verzeichnet steigende BEstandszahlen. Warum? Weil ihn eine Szene trägt. Das sichert die Ersatzteilversorgung, das ermöglicht Restaurationen, das sorgt für Bekanntheit. Die Dinger verschwinden nicht aus den Köpfen der Menschen. Und diese Bekanntheit befeuert auch die Nachfrage am Markt. Ergo steigende Preise, ergo „lohnt es sich“, so ein Ding zu erhalten.

Fällt euch noch ein Punkt ein, der dazu beiträgt, dass ein schnöder Gebrauchs-Gegenstand auf vier Rädern die Jahrzehnte überdauert? Lasst hören!

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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