Um den Begriff des „Oldtimers“ ranken sich Mythen, Legenden und ganz viel Halbwissen. Und das nicht erst, seit der Golf 3 mit rotem Pickerl als historisch eingetragenes Kulturgut unsere Straßen bevölkert. Kommt mit auf ein Brainstorming, an dessen Ende ein Ergebnis auf uns warten könnte, das nicht allen gefallen dürfte.
Zu Beginn sollten wir mal klären, was einen Oldtimer vor dem Gesetzgeber ausmacht. Dazu schreibt etwa der ÖAMTC:
Demnach sind Oldtimer Pkw oder Motorräder, die vor mindestens 30 Jahren erstmals in Verkehr gebracht wurden, und die in einem guten Erhaltungszustand sind. Sie gelten als kraftfahrzeug-technisches Kulturgut.
In der Realität sieht das aber anders aus. Wenn sich Otto Normal-Autofahrer oder die Dame im T-Cross an der Ampel vor dir einen „Oldtimer“ vorstellen, denken sie mit ziemlicher Sicherheit an sowas:



und nicht an Autos wie diese:



Gut, ein Extrembeispiel, klar. Aber Mazda 626, Audi 80 und VW Golf 3 sind mittlerweile locker 30 Jahre alt und damit offiziell Oldtimer. An der Einfahrt zu einem Oldtimertreffen wird man sich mit allen dreien aber schwer tun. Warum? Weil sie nicht als Oldtimer wahrgenommen werden. Weil sie vollflächige Kunststoffstoßstangen haben, die oftmals auch noch in Wagenfarbe lackiert sind. Weil sie auch dadurch einfach noch zu modern aussehen.
Und da sind wir, bei des Oldtimers Kern. Was macht für die Gesellschaft, die Allgemeinheit, optisch einen „echten“ Oldtimer aus? Es ist das Chrom. Die Chromstoßstangen, vor allem. Hat es Chromstoßstangen, wird es als Oldtimer gesehen. Hat es Kunststoff-Stoßstangen, ist es ein „altes Auto“. Vielleicht sogar eine „alte Kiste“, je nach Wohlwollen des Betrachters. Ich weiß, wovon ich rede.
Schließlich besitze ich auch einen „richtigen“ Oldtimer:

und ein „altes Auto“:

Zwischen diesen beiden Schlitten sind nur 8 Jahre Unterschied, das „alte Auto“ ist auch schon 37 Jahre alt. Trotzdem wird er nicht als Oldtimer wahrgenommen. Als Youngtimer schon. Genau so geht es auch der Toyota Supra MK3, dem Mercedes-Benz W124, dem VW Passat 35i, dem Ford Sierra, dem Fiat Tipo und vielen anderen mehr.
Daher mein Vorschlag:
Ändern wir die Begrifflichkeiten. Passen wir sie den Wahrnehmungen und Empfindungen an.
- Vorkriegsautos ( bis 1945) als eigene, heute schon über alles erhabene Kategorie. Erkennbar meist an freistehenden Scheinwerfern und Kotflügeln.

- Oldtimer als jene Autos, die nach 1945 gebaut wurden und Chromstoßstangen haben. Das geht je nach Modell bis in die frühen 1980er Jahre hinein.

- Youngtimer als „alte Autos“, die keine schnöden Gebrauchten mehr sind, die aber noch so frisch aussehen, dass sie nicht einwandfrei als „Oldie“ zu identifizieren sind. Mittlerweile können die auch schon 40 Jahre alt sein. Der Begriff „Youngtimer“ sollte ganz bewusst gleichwertig mit dem der „Oldtimer“ sein. Nicht minder, sondern ebenbürtig.

Hätte so eine Neuordnung der Definitionen eine Auswirkung?
Rechtlich nicht. Ich bin dafür, bei der Grenze von 30 Jahren für die historische Eintragung zu bleiben. Es sind ja auch Youngtimer „historische KFZ“, die besonderen Versicherungsschutz und einen Sonderstatus verdienen.
Diese Neuordnung hätte aber zumindest eine Vereinfachung der allgemeinen Verwirrung zur Folge. Wie oft hat man schon „Das ist schon ein Oldtimer?“ gehört… Dann wäre klar – Nein, die Supra MK3 ist kein Oldtimer, das ist ein Youngtimer.
Auch könnte man diverse Treffen szeneintern eindeutiger definieren. Ist es nur für Oldtimer? Dann ärgert sich keiner über ein Golf 3 Cabrio am Platz, weil es eindeutig draußen bleiben muss. Ist es für Old- und Youngtimer? Dann ist es nicht mehr fraglich, ob der Nissan Sunny B12 Touring aufs Gelände darf oder nicht.
Interessiert es die Allgemeinheit? Natürlich nicht. Es ist Begriffs-Wi**erei in einer Enthusiasten-Blase. Und vielleicht der Auslöser eines Shitstorms, der mir entgegenwehen wird, weil sich manch Enthusiast, der sich sehr mit seinem Modell identifiziert, beleidigt fühlt. Aber damit kann ich leben.
L
So ist es !
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