… a Burgenländer g´wesn sein. Wie sonst ist es zu erklären, dass ich mich rund im Steinbrunn und den Neusiedlersee so wohl fühle?
Mittlerweile ist es vier Jahre her, dass mich der Spontan-Kauf eines BMW E32 nach Steinbrunn in der Nähe von Eisenstadt geführt hat. Eine Gegend, die mir bis dahin fremd war. Sanfte Hügel, von Weingärten gesäumte Landstraßen und dann steigst du aus. Die Luft, sie ist eine andere als daheim. Sie ist sanfter, milder. Sie riecht anders. Dass Steinbrunn erst seit 1959 so heißt und vorher unter „Stinkenbrunn“ bekannt war, ist eine andere Geschichte.

Die weiße Kirche dient mir als Dreh- und Angelpunkt für meine Erkundungstouren durch Steinbrunn. Durch einen Ort mit niedrigen Häusern und geschlossenen Rollläden entlang der Durchzugsstraße. Durch einen Ort mit alten Damen, die auf Bänken an der Straße sitzen und sich auf Burgenlandkroatisch unterhalten. Durch einen Ort, wo fast jeder Name am Postkastl auf „-its“ endet. Durch einen Ort, in dem alte Diesel-Mercedes immer noch erste Wahl sein dürften. Geparkt nicht in, sondern vor den Garagen. Damit man sie sieht.

Man scheint als Einheimischer nicht zu Fuß zu gehen, grad am Wochenende bin ich wohl der einzige Passant in ganz Steinbrunn. Werde kritisch beäugt, aber mit einem „Griaß Goooott“ sogar gegrüßt. Und dann sitz ich da ganz allein am Hauptplatz vor dem sanft plätschernden Brunnen und spür es ganz tief drinnen. Eine Energie, ein Bauchgefühl. Ich fühl mich wohl. „Ich muss im früheren Leben ein Burgenländer gewesen sein“. Der Abschied von Steinbrunn fällt schwer, aber der Neusiedlersee zieht mich an.

Auf der Zufahrt zum Seebad Rust muss das Autofenster runter. Die Luft, es ist wieder die Luft. Sieh riecht nach Wasser, nach Fisch, nach Urlaub. „I riach des Wosser und nix is laut…“
Zarte Wellen, leises Plätschern, das Geschrei der Möwen. Ein Segelboot legt sich sanft in den Wind, Ausflügler machen See-Selfies. Noch so ein Sehnsuchtsort und schon wieder spür ich´s. Die Energie, das Bauchgefühl. Die Kraft, die vom Wasser ausgeht. Die mich anzieht und die mir das Gefühl von Zuhause gibt. 140 Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Weiter nach Mörbisch. Auf der wohl schönsten Bundesstraße Österreichs, der Ruster Straße B52. Mitten durch die Weinberge, die eigentlich sanfte Hügel sind. Mit wunderschönem Blick auf den See und hinein in die Ungarische Tiefebene. Spektakulär.
Nach dem obligatorischen Foto von Klein-NY holt mich die Realität aber wieder ein.

Ich muss retour. Vorbei an Rust, vorbei am Steinbruch St. Margarethen, auf der S31 und der S4 immer Richtung Heimat. Wobei Heimat ein relativer Begriff ist. Ist nicht dort die Heimat, wo das Herz ist? Es ist irgendwo zwischen den Mörbischer Weinbergen, dem Seebad Rust und dem Hauptplatz in Steinbrunn geblieben. Das nächste Mal, wenn ich wieder zurückkehre, werd ich es suchen. Solange darf es schon einmal dort bleiben.
Und irgendwann bleib I dann durt
Lass‘ alles lieg’n und steh’n
Geh‘ von daheim fuer immer fort
Darauf gib‘ I dir mei Wort
Wieviel Jahr‘ a noch vergeh’n
Irgendwann bleib I dann durt
L