Im ersten Teil von „Alternativen unter der Haube“ schauen wir uns Mildhybrid-Systeme samt ihrer Vor- und Nachteile an und gehen der Frage auf den Grund, warum sie zur Zeit in so vielen Modellen Einzug halten.
Im Mildhybrid ersetzt ein kleiner Elektromotor die Lichtmaschine, in vielen Fällen auch den Starter. Dieser Elektromotor – auch Startergenerator genannt – steuert beim Beschleunigen Drehmoment bei, um den Benzin- oder Dieselmotor ein wenig zu entlasten. Die günstige Lösung eines Riemen-Startergenerators (RSG) sitzt dort, wo früher die Lichtmaschine Platz gefunden hat und ist mittels Riemen mit der Kurbelwelle verbunden. Über diesen Riemen wird der Verbrenner mit elektrischem Drehmoment unterstützt. Der Strom dafür kommt aus einer zusätzlichen Batterie, die durch Rekuperation beim Rollen und Bremsen geladen wird.

Die teurere und aufwändigere Version ist der Integrierte Startergenerator ISG, wie ihn etwa Mercedes-Benz in den SUVs und großen Limousinen verwendet. Beim ISG sitzt der Elektromotor zwischen Motor und Getriebe, direkt an der Kurbelwelle, und boostet von dort beim Anfahren und Beschleunigen. Auf diese Weise fallen Starter und Lichtmaschine komplett weg, einige Motoren kommen so dank elektronischer Nebenaggregate komplett ohne Keilriemen aus.

Zahlreiche Marken setzen bei ihren Mild-Hybrid-Systemen auf ein leistungsfähiges 48V-Bordnetz, zusätzlich zum bisher bekannten 12V-Netz. Denn mit der höheren Spannung lässt sich nicht nur mehr Leistung aus den Startergeneratoren holen und übertragen. Diese 48V werden von einigen Herstellern auch gleich für leistungsfähige Fahrwerks-Elektronik oder zusätzliche Verdichter im Antriebsstrang genutzt, die ein Turboloch überbrücken sollen.
Die Mild-Hybrid-Vorteile:
- Es sind immerhin Verbrauchseinsparungen von 10% zu vergleichbaren Verbrennern drin.
- Das Start/Stopp-System profitiert vom Wegfall des klassischen Starters, der Komfort steigt vor allem im Stadtverkehr merklich.
- Als RSG relativ kostengünstig und auch bei bestehenden Motoren verbaubar.
Die Mild-Hybrid-Nachteile:
- Mildhybrid-Systeme dienen in den meisten Fällen lediglich als grüner Anstrich, ihr Nutzen in Sachen Verbrauchs- und damit CO2-Einsparung ist gering.
- Rein elektrisches Fahren, auch über kurze Strecken, ist nicht möglich. Die Batterie und der Startergenerator sind dafür zu klein dimensioniert.
Für wen ist es geeignet: Ein mittels Startergenerator elektrifizierter Antriebsstrang passt für all jene, die sich beim Fahren nicht umstellen oder auf andere Technik einstellen wollen.
Die Querlenker-Sicht der Dinge: Ein guter halber Liter Einsparung ist zwar nicht die Welt, aber auf die Menge an Fahrzeugen und auf eine Laufleistung von mehreren Hunderttausend Kilometern macht es schon einen Unterschied. Mir stößt bei den Startergeneratoren nur der Name „Mild-Hybrid“ sauer auf. Denn mit einem Hybridantrieb hat das nicht viel zu tun. Dafür fehlt die Option, rein elektrisch fahren zu können. Und wenn es nur aus dem Parkhaus raus oder in die Garage rein ist. Dass Marketing-Abteilungen solche Systeme (max. 10% Ersparnis!) jetzt als die große Öko-Lösung anpreisen, ist schlicht ein Witz.
Lukas
Ein Kommentar zu “Alternativen unter der Haube – Teil 1: Der Mildhybrid”