Identitätskrise

Wenn ich mir ein Auto anschaue, erzähl ich euch für gewöhnlich davon. Aber wenn es um illegale Machenschaften geht, die ich zufällig aufdecken konnte, muss ich etwas vorsichtiger sein. Man will sich ja nicht vor Gericht wiedersehen.

Schauplatz willhaben. Dort ist seit über einem Jahr ein Auto inseriert, das mir grundsätzlich gefällt. Angefangen hat er bei über 20.000€, mittlerweile ist er bei 14.000€ angekommen. Es wird realistisch. Zeit, ihn anzuschauen. Was auch sehr zeitnah funktioniert. Dann steh ich davor und er schaut gut aus, auch auf den zweiten Blick. Kein Rost. Alle typischen Schwachstellen der Karosserie, die ich wie meine Westentasche kenne, sind makellos.

Liegt wohl daran, dass es sich um einen Japan-Import handelt, der erst seit einigen Jahren in Europa weilt. Erst in Kroatien, dann in Österreich. Jetzt soll er weg, nachdem ihn der aktuelle Verkäufer knapp 2 Jahre gefahren hat. Apropos fahren. Er sieht nicht nur gut aus, er fährt auch gut. Die Automatik schaltet butterweich, der Motor macht einen sehr guten Eindruck. Keine thermischen Probleme, zieht sauber durch, klingt genauso, wie er klingen muss. Alles gut.

Nach der Probefahrt denk ich mir, ich schau noch einmal ganz genau hin. Ist ja doch viel Geld. Und dann fällt mir was auf… Fängt die Fahrgestellnummer dieser Modelle bei den Japan-Versionen nicht mit einer anderen Buchstaben-Kombi an als bei europäischen Modellen? Und überhaupt… So wie die im Rahmen eingeschlagen ist… Das passt doch irgendwie gar nicht.

Ich werden hellhörig, schau mir die Plakette im Motorraum an. Die selbstgemacht wirkt. Und plötzulich sprudelt es aus dem Verkäufer raus. Die Fahrgestellnummer gehört zu einem 97er Modell aus England mit Schaltgetriebe, sie wurde in Kroatien eingeschlagen. Blöd nur, dass das Modell ein 94er aus Japan mit Automatik ist. Die originale Fahrgestellnummer? Nicht mehr feststellbar. Die originalen Papiere? Verschwunden. Pfuh…

Besten Dank für die Ehrlichkeit, aber ich bin raus!

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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