Zwei Stunden Graz

Die alte Heimat Graz hat es mir wieder richtig besorgt – Nur zwei Stunden in der Stadt und schon fall´ ich über zehn spannende Youngtimer und Liebhaberautos. Einfach so, unter der Laterne geparkt.

„ÖBB – Und was fährst du?“ Wenn ich mir anschaue, was ich als einfacher Erwachsener ohne Seniorenkarte, Studentenermäßigung, Klimaticket, Sparschienen-Rabatt oder sonstigem Humbug für eine Fahrt mit dem Zug nach Graz und retour bezahle, dann fällt mir die Antwort verdammt leicht! Auto, was sonst!?
Wobei das auch ein schwieriges Thema ist, zur Zeit. Schließlich hab ich so gut wie keine Autos mehr. Und es ist auch nichts in Sicht. Also fahre ich mit dem einzigen Gefährt, das mir in dieser Jahreszeit zur Verfügung steht, wenn das Eigene mit Familie in Wien weilt – Das blaue Pummelchen mit Mixermotor.

Aber es ist ja egal, womit man unterwegs ist. Hauptsache, man kommt von A nach B. Darum geht es doch beim Auto. Und sonst um nichts. Oder? Und dann steig ich aus, geh um das erste Straßeneck und schon triffts mich aus wolkigem Himmel.

Der letzte echte Citroen. Ein C6. Einfach so. Abgelegt am Randstein. Ein paar Autos dahinter ein Rover Seventyfive. „Sagen Sie niemals Fünfundsiebzig zu ihm.“ Und ein Saab 9³. Oder ist es gar noch ein 900 II? Dreitürer. Original. Unverbastelt. Ohne EU-Balken. Ein echter Survivor. Geparkt, als wäre plötzlich wieder 2002. Bloß gut, dass keiner gesehen hat, dass ich mit einem blauen Pummelchen mit Mixermotor gekommen bin.

Ein paar Schritte weiter, in die Stadt hinein. Schön, dass es solche Zufallsfunde gibt. Schade, dass ich mein Glück schon so früh überstrapaziert habe. Da kommt wohl nichts mehr, heute…

Pah, ich hätte es besser wissen müssen… Wobei – eigentlich gibt es doch die verschämt gelifteten Multipla II gar nicht mehr, oder? Ob er dafür gestraft wurde, dass er nicht mehr so markant aussieht wie das Vor-Facelift? Ein früher Audi-Spaceframe-S8 ist da deutlich mehrheitsfähiger. Das zeitlose, hochelegante Flaggschiff wird heuer 30 Jahre alt! Unfassbar, wie präpotent im Vergleich dazu aktuelle Audis aussehen. Und wo, wenn nicht in Graz, hat ein Puch G das richtige Emblem? Nein, das ist keine eingedeutsche „G-Klasse“.

Leider muss ich schon wieder weg, aber das war ja schon eine tolle Ausbeute, heute. Auf zum blauen Pummelchen mit Mixermotor.

Das gibts ja nicht! Auf dem Weg zum Auto ein Chevrolet Malibu neben einem Hyundai Tiburon. Das ist Vielfalt auf „Alltagsklassiker“-Niveau. Ein Fiat „Tolle Kiste“ Panda und gleich daneben noch ein Citroen C6. All das auf ein paar Tausend Schritte durch Geidorf und die Innere Stadt. Und ich fahr wieder mit dem blauen Pummelchen mit Mixermotor heim…

Wie wäre es, stattdessen „Dich zu lieben, dich berühren, mein Verlangen, dich zu spüren…“ zu hören, während der betagte Fünfzylinder gen Heimathafen blubbert? Oder „Gente di mareeeee, Che se ne vaaaaa…“ mitzugröhlen und zu hoffen, dass die Bella Macchina bis nach Hause durchhält? Darf auch gern „When you’re big in Japan, tonight. Big in Japan, be tight“ sein. Dann weiß ich wenigstens, dass die ARBÖ-Clubkarte im Geldtascherl bleiben kann. Wobei auch gegen „La mer. Les a bercés. Le long des golfes clairs. Et d’une chanson d’amour. La mer“ oder „Now I’m 500 miles away from home“ nichts einzuwenden ist. Aber bis mich die richtige Kiste gefunden hat, übe ich mich in

L

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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