Raumschiff Ω

Was heißt OPEL? Offizieller Pfusch Eines Lehrlings. Stoppt Tierversuche, nehmt Opelfahrer. Wer Popel frisst und Scheiße kaut, fährt auch das, was Opel baut! Was haben Opelfahrer und Kondome gemeinsam? Beide behindern den Verkehr!

Wenn man schon auf Umwegen ins Traunviertel fährt, steckt da meist ein Auto dahinter. So auch in diesem Fall. Wobei ich dafür etwas ausholen muss. Schon als Jugendlicher fand ich die großen Opel – egal ob Omega, Senator oder gar die ganz großen Kapitän/Admiral/Diplomat – immer sympathisch. Sympathischer als andere deutsche Autos. Warum? Weil sie für mich – wohl durch den Einfluss von General Motors – immer etwas weniger „typisch Deutsch“ waren. Weniger streberhaft, weniger nüchtern. Und sie sind vergänglicher als der ewige Mainstream-Bestseller W124, der immer sein wird. Insbesondere die Modelle Omega A und Senator B sind Autos meiner Jugend, an die ich mich gut erinnern kann. Es wird Zeit, mir einmal ein Bild von den Dingern zu machen. Vielleicht wäre das ja was für mich.

Das Doofe an der G´schicht ist nur, dass ich wieder einmal ein bissi spät draufkomm´. Die Kisten sind mittlerweile mindestens 30 Jahre alt. Und an dem Witz mit dem Opel-Gold dürfte auch was dran sein. Man findet sie kaum noch, sie sind bei uns mittlerweile alle endverfault oder schon vor Jahrzehnten weggeworfen worden. Der Restwert im Keller, das Image auch. Aber in der Nähe von Steyr ist einer inseriert. Zwar zu einem optimistischen Preis und mit ganz wenigen Fotos, aber hinfahren schadet nicht.

Ein Freund aus der Japan-Oldies-Szene bringt mich auf den neuesten Stand, schickt mir Fotos vom Facebook-Profil des Besitzers, der Teil der heimischen Altopel-Szene ist. Darauf sieht man, dass es sich bei besagtem Exemplar um keine jungfräuliche Prinzessin mehr handelt. Gut, damit ist zu rechnen, nach 31 Jahren und fast 240.000 Kilometern. Trotz des sehr optimistischen Preises. Dass es „nur“ der Zweiliter-Vierzylinder ist, stört mich da mehr, ein Sechszylinder wäre mir lieber. Aber um mir ein Bild vom Modell zu machen, reicht der Silberling auch.

Und wirklich – Ich hab großes Glück. Der Verkäufer und ein Schrauberkollege von ihm empfangen mich sehr nett, führen mich gleich in die Werkstatt. Der Omega steht schon auf der Bühne, die Besichtigung geht gleich gut los. Ich bekomme eine Führung durch die Unterboden-Schwachstellen des Omega A, die sich bei dem Deutschland-Import fast alle als recht gut darstellen. Leider happert es dann aber doch im Detail. Einige Stellen an Kotflügeln, den Einstiegen, den Türen und den Radläufen sind vom Rost gezeichnet und übergepinselt. Auch im Motorraum fallen die typische Schwachstellen unschön auf.

Jede einzelne Stelle, für sich genommen, keine Affäre. Aber in Summe hinterlässt der Karosseriezustand, im Gegensatz zum Unterboden, einen faden Nachgeschmack. Der Besitzer sagt selbst „Den kaust nua mehr im Summa foan. Noch zwa Winta bricht eam sicha da Oasch oh“ und lacht dabei. Wo er recht hat…

Trotzdem bitte ich um eine Probefahrt. Ich muss ein Auto spüren, es fühlen, mit ihm kommunizieren. Nur so kann ich entscheiden, ob ich die Spur weiter verfolge oder es abhake und mir denke -> Passt, jetzt bin ich g´scheiter, ich brauch´s nicht.

Gleich nach dem Einsteigen fallen mir die Sitze auf. Und zwar sehr positiv. Endlich ein altes Auto mit großen, bequemen Sesseln. Schön lange Sitzflächen, zweifach verstellbare Lendenwirbelstützen und hohe Lehnen machen es möglich. So geht das, liebe Japaner! Hinzu kommen vorne und hinten großzügige Platzverhältnisse für vier ausgewachsene Querlenker. Und die Sitzposition hinterm Lenkrad ist wie für meine Statur gemacht.

Aber auch im Innenraum liegen Licht und Schatten wieder nah beisammen. Das Glasschiebedach ist genau nach meinem Geschmack. Der Dachhimmel hängt aber im letzten Drittel unschön runter. Die Spur wurde laut Verkäufer frisch eingestellt. Das Lenkrad steht bei Geradeausfahrt aber schief. Der Motor und das Getriebe machen einen sehr gesunden, fitten Eindruck. Im Antriebsstrang ist aber Spiel, das durch eine schwindliche Kupplung noch verstärkt wird. Licht und Schatten. Auch das passt nicht zum Preis.

Ein braver Zweiliter-Omega fährt genau so, wie er klingt. Brav. Zieht gut durch, liegt gut, bremst gut, fühlt sich sicher und komfortabel an. Gut, der Motor ist fad, da hilft alles nichts. Als 2.6 Liter Reihensechser müsste das akustisch ansprechender zu Werke gehen. Aber objektiv gibt´s gegen den Zweiliter sicher nichts zu schimpfen.

Hab ich ihn gekauft? Nein.

Warum? Weil er mir für den selbstbewussten Preis rundherum einfach zu viele Stellen hat, die Bauchweh machen. Weil er als Zweiliter-Vierzylinder schon wirklich tippitoppi sein muss, um ihn für das Geld zu nehmen. Und weil der nette Verkäufer zwar viel Zeit, Geld und Arbeit in den Austausch zahlreicher Verschleißteile investiert hat, ihm aber der feine Blick fürs Detail fehlt.

L

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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