Herr Lukas, wir sind hier in Ihrem Büro in der Steiermark. Es ist Jänner, früher Vormittag. Was kann ich für Sie tun?
Danke, Frau Dr. Spira. Ich heiße Lukas, werde heuer 40 Jahre alt. Ich bin freier Journalist, Autor und Texter und wohne durch Zufall seit einigen Jahren in der Steiermark, an der Kreuzung von S6 und S35.

Und warum sind sie in der Sendung?
Ich suche ein lebenslustiges, souveränes und interessantes Auto, das mich zumindest von April bis Oktober – lieber noch ganzjährig – zu Terminen beruflicher und privater Natur begleitet. Und natürlich möchte ich auch Kurztrips und Ausflüge zum Neusiedlersee, nach Stuttgart oder Grado damit machen. Meistens alleine, manchmal auch zu Zweit oder mit Familie.
Seit wann sind Sie auf der Suche, Lukas?
Suchen tu ich noch gar nicht so lange. Der Wunsch ist aber schon lange da.
Hatten Sie schon einmal ein Auto?
Ja, ich hatte schon ein paar Autos. Knapp 30 Stück in 22 Jahren Führerschein. Meistens waren das Impuls-Käufe, die nichts mit einer Anforderungsliste oder einem bestimmten Einsatzzweck zu tun hatten. Ich hab mich auf sie eingelassen, einfach weil ich wollte. Bauchgefühl, Liebe auf den ersten Blick, Beschützerinstinkt, sowas in der Art. Aber das ist meistens nach hinten losgegangen. Man hat sich wieder auseinander gelebt, sobald die rosarote Brille weg war. Ich hab mich dann in den meisten Fällen schnell wieder getrennt. Zur Zeit hab ich noch ein biederes Familienauto und einen „richtigen“ Oldtimer. Beide für bestimmte Einsatzzwecke toll, aber nicht für das, was ich hier suche.
Wie sollte dieses Auto, das Sie jetzt suchen, denn sein?
Es sollte irgendwas zwischen 20 und 30 Jahren sein. Gerne auch etwas älter, aber auf keinen Fall jünger. Es muss souverän Strecken von mehreren hundert Kilometern auf der Autobahn zurücklegen können, ohne anstrengend zu werden. Mit meinem grünen Pajero Diesel etwa hat sich jeder Kilometer nach Arbeit angefühlt. Sowas will ich nicht mehr. Und es sollte schon auch als etwas Besonderes wahrgenommen werden. Eine 12 Jahre alte E-Klasse kann das Gewünschte souverän, ist aber nur ein Gebrauchtwagen im sozialen Abstieg. Damit möchte ich mich nicht umgeben.

Worauf legen Sie sonst noch wert, Lukas?
Hmmm… Mehr als die langweilig-alltäglichen vier Zylinder in Reihe sollten vorhanden sein. Irgendwas zwischen fünf und acht Zylindern wäre schön. Wenn es unter 200PS bleibt, bin ich nicht böse. Ein Schiebedach muss auch sein, wegen dem Sommer warats g´wesn. Vorder- oder Hinterradantrieb ist mir wurscht, Allrad brauch ich nicht. Ob Schaltgetriebe oder Automatik ist mir egal, das Getriebe muss letztendlich zum Auto passen. Auch nerven mich Turbolöcher oder Hochdrehzahlkonzepte. Wenn ich sogar auf der Autobahn ständig zurückschalten muss, stresst mich das.
Was bedeutet ein Auto für Sie?
Ein Auto an sich bedeutet individuelle Freiheit, Faszination, zu einem gewissen Teil auch Lebensinhalt. Ein besonderes Auto, wie ich es suche, muss aber mehr können, als mich an unterschiedliche Orte zu bringen. Es muss der Umwelt zeigen, dass hier ein Enthusiast unterwegs ist. Es soll auch ein geschmackvolles Statement gegen die Auto-Aversion gewisser Gesinnungsgemeinschaften sein. Und – was mir mit Abstand am Wichtigsten ist – es soll mir auch nach einem anstrengenden Termin im nördlichen Weinviertel oder gegen Ende eines Tagestrips zum Plattensee noch Spaß machen, damit wieder entspannt heim zu fahren. Die Toyota Supra meines Vaters kann das, der Nissan Prairie M10 konnte das nicht. Aber sonst fast alles, das nur am Rande.
Gibt es etwas, was Sie gar nicht wollen?
Ich möchte auf gar keinen Fall, dass Langeweile aufkommt. Ein 97er Ford Mondeo 1.8 braucht sich nicht melden. Oder ein Toyota Carina E. Da schlafen mir die Füße ein. Ein braves, anspruchsloses Alltagsauto hab ich eh. Auch mag ich keine faden Farben. Ein silbernes Auto mit grauem Innenraum möcht ich nicht. Es sollte auch nicht rostig sein oder rostig gewesen sein. Weder „restauriert“, noch zugeschmiert oder sichtbar gammelig. Das ist ein KO-Kriterium. Und ganz wichtig ist mir eine halbwegs problemlose Teileverfügbarkeit und eine hohe Zuverlässigkeit. Elektronikprobleme brauch ich keine. Auf defekte, nicht mehr lieferbare Steuergeräte und spinnende CAN-Bus-Systeme hab ich keine Lust.
Haben Sie Erfahrungen mit Untreue gemacht?
Ja, aber mit einer eher jüngeren Kiste. Meine alten Kisten waren bisher immer sehr treu und zuverlässig. Ich darf mich nicht beklagen.

Warum nutzen Sie dann nicht, was Sie schon haben?
Das tu ich bis zu einem gewissen Grad eh. Aber das Problem bei meinem „richtigen Oldtimer“ ist, dass ein Auto aus den 70er Jahren für mich persönlich guten Gewissens nicht mehr regelmäßig und schon gar nicht ganzjährig einsetzbar ist. Da pflege ich mich zu Tode und muss trotzdem beim Verfall zuschauen. Das halt ich nicht aus. Hinzu kommt die Ersatzteilproblematik, die eine intensive Nutzung eines seltenen, wenig verbreiteten Autos schwierig bis unmöglich macht. Wenn selbst Stoßdämpfer, Bremsen oder eine Windschutzscheibe nicht mehr aufzutreiben sind, wirds unentspannt.
Sind das nicht Luxusprobleme?
Natürlich, Sie haben völlig recht, Frau Dr. Spira. Trotzdem ist es mir ein Anliegen, es zumindest versucht zu haben. Vielleicht sieht das hier ja jemand und denkt sich – Der Lukas, der ist der Richtige für mein Auto. Dann haben wir schon gewonnen.
Aber Lukas, Sie müssen schon auch was bieten können, wenn Sie hohe Ansprüche haben. Ist Ihnen das klar?
Ich hab eine trockene, geheizte Garage frei, inklusive Perserteppich als Unterlage. Ich bin zwar kein großartiger Schrauber, bei mir werden Liebhaberautos aber in der Regel nicht schlechter. Den Status Quo erhalten ist meine Leidenschaft, konservieren und pflegen macht mir großen Spaß. Und weil ich nicht unzählige Projekte herumstehen habe, kann ich mich auf meine wenigen Autos auch voll konzentrieren.

Das klingt ja fast zu gut, um wahr zu sein. Haben Sie auch Schwächen?
Meine größte Schwäche ist, dass ich meine ursprünglichen Pläne schnell wieder vergesse, sobald ein eigentlich unpassendes Auto auftaucht, das meinen Beschützer-Instinkt anspricht. Da versuche ich, mich zu bessern. Und ich bin wenig tolerant gegenüber Leuten, die alte oder besondere Autos benutzen wie einen Firmenwagen, „weil es ja eh nur ein altes Auto ist“. Da werd ich schnell grantig. Ein Neuwagen wird im Betrieb naturgemäß schlechter, weil sich Gebrauchsspuren einstellen. Ein Liebhaberauto sollte auch bei regelmäßiger Benutzung im Idealfall aber kaum noch schlechter, sondern tendenziell eher besser werden. Das ist mein Ziel und das habe ich bisher auch immer noch erreicht.
Ich wünsch Ihnen Glück, vielleicht bewirbt sich ja jemand, der zu Ihnen passt.
Ein Kommentar zu “Liebesg´schichten und Autosachen”