„Der Begriff der Torschlusspanik bezeichnet umgangssprachlich die Angst, etwas zu verpassen. Insbesondere die Befürchtung, noch nicht verwirklichte Ziele möglicherweise nicht mehr zu erreichen. Darüber hinaus wird der Begriff auch im metaphorischen Sinne verwendet, um Situationen mit erhöhtem Handlungsdruck zu beschreiben.“ Schön. Und was hat das mit uns zu tun?
Das Jahr 2035 spukt uns schon länger im Kopf herum. Zumindest in der EU soll dann ein Verbot von Neuzulassungen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren in Kraft treten. Das ist noch ein weiter Weg bis dahin, also keine Panik? Jein. Denn die Auswirkungen von Flottenverbrauchsvorgaben, CO2-Bepreisung und Strafsteuern wie die explodierte NoVA als Vorboten dieses Verbots merken wir heute schon. Was dafür sorgt, dass zumindest in der EU bereits jetzt zahlreiche PKWs, Geländewagen und Pick-Ups entweder gar nicht mehr (Hyundai N-Modelle, Toyota GR86 & GR Yaris, Mitsubishi L200 etc.), nur noch als Elektroversion (Citroen Berlingo, Opel Zafira Life etc.) oder mit traurigem Downsizing-Motor (Isuzu D-Max, DS7 Crossback etc.) verfügbar sind.
Die Abgasnorm Euro7 und die damit verbundene Knebelung der Antriebsaggregate samt teurer und extrem aufwendiger Abgasreinigung wird in weiterer Folge dafür sorgen, dass Verbrenner (ICE, Internal Combustion Engines) bis 2035 zwar noch verfügbar sein werden, sie aber freiwillig kaum noch jemand kaufen wird. Primär, weil der preisliche Unterschied zu den reinen Elektro-Versionen mit jeder Abgasnorm weiter schrumpft, die Komplexität steigt und der Elektromotor damit endgültig zur stressfreieren, simpleren und alltagstauglicheren Antriebsoption wird.

Und da kommt die Torschlusspanik ins Spiel.
Ist jetzt der Zeitpunkt, die letzten „richtigen“ Autos zu kaufen? Die ohne Hybridisierung und Elektrifizierung auskommen? Die ein vom Aussterben bedrohtes Schaltgetriebe haben? Die sich noch so etwas wie einen Auspuffsound erlauben? Helmut Winkelbauer, Auto-Connaisseur, Co-Administrator von Japan-Oldies.at und in den letzten Jahren zu einem guten Freund geworden, sieht das genau so. Aber anstatt nur zu sudern, setzt er konsequent die für ihn richtigen Schritte.

„Es ist schon wieder was passiert. Ich habe es noch einmal getan. Aber so wie es aussieht, zum letzten Mal. Was denn nun? No, einen Kaufvertrag für einen Neuwagen unterschrieben.
Dass ich leidenschaftlich gerne Auto fahre ist keine Neuigkeit. Und so merke ich, dass Fahrzeuge, die Freude bereiten, in der EU auf dem Abstellgleis sind. Es läuft auf unserem Kontinent alles auf Assistenzsystem-ferngesteuerte, hybridisierte, elektrifizierte, surrende rollende Großbildschirme hin.
Also alles, was ich nicht mag. So, ich kann mich darüber ärgern. Tu ich auch. Aber nur ärgern allein schmälert die Lebensqualität. Also ändere ich Dinge in meinem Umfeld, sodass es für mich passt und gut ist.
Jetzt ist noch ein Zeitpunkt, wo man sich als Auto-Connaisseur mit feinen Fahrzeugen eindecken kann. Tu ich gerade sehr intensiv! Weil ich meinen Hyundai i20 N Performance so mag, und seine Fahreigenschaften mir so viel Freude bereiten, hab ich einen zweiten dazu bestellt.„
Ich persönlich habe 2018 einen für mich optimalen Weg gefunden, meine Alltagsmobilität zu bestreiten – Den HSD (Hybrid Synergy Drive) von Toyota. Ein geniales System, von dem ich mehr denn je überzeugt bin und das ich selbst nach 5 1/2 Jahren immer noch mit Begeisterung fahre. Meine Alltagsautos davor (C-Klasse, Impreza, Volvo S80, Mazda 6 …) haben mich nach spätestens 2 Jahren wieder verlassen. Der HSD ist immer noch da. Das größte Kompliment, das man ihm machen kann.

Noch schnell einen letzten Neuwagen ohne Hybridisierung bestellen ist bei mir also nicht nötig. Ich will diese sanfte Form der Elektrifizierung im Alltagsauto sogar ausdrücklich haben, sofern es in Form des HSD ist. Spenden für einen Lexus ES300h werden dankend entgegengenommen.
Aber auch ich kann mich der um sich greifenden Torschlusspanik nicht erwehren. In meinem Fall geht es aber nicht um die Alltagsauto-Frage, sondern um die Kisten zum Liebhaben. Und ich bin nicht allein. Vor fast exakt einem Jahr ist dazu in eurem Lieblingsblog schon ein Artikel erschienen, der diesen Markttrend vorweggenommen hat. In Der Trend zum Newtimer heißt es unter anderem:
„Je stärker wir in Richtung Elektromobilität gedrängt werden, umso größer wird der Wunsch vieler, sich noch ein Auto aus der „guten alten Zeit der großen Motoren“ wegzustellen oder aufzuheben. Gespräche mit Szene-Kennern und meine eigene Marktbeobachtung lassen diesen Schluss zu.„
Auch ich als ausdrücklicher Fan des Toyota-HSD kann das nachvollziehen. Wenn ich in den seltenen Genuss komme, mit den Gebrauchtwagen meiner Eltern unterwegs sein zu dürfen, fällt auch in mir besagte Torschlusspanik auf fruchtbaren Boden. So ein Reihensechszylinder-Benziner mit 3 Liter Hubraum und Soft-Turbo (0,6 Bar Ladedruck fürs Drehmoment) in Verbindung mit einem Schaltgetriebe und einem Hinterradantrieb ist schon was Feines. Oder ein V6-Sauger mit 4 Liter Hubraum, der jederzeit mit souveränem Antritt glänzt und nie gestresst oder gar überfordert wirkt. Sonorer Sound, unmittelbare Reaktionsfreude beim Tritt aufs Gas und saftiges Drehmoment aus dem Drehzahlkeller inklusive.


Vergesst 2035!
Solche Motoren gibts in der EU schon länger nicht mehr zu kaufen. Und wenn, dann bei uns in Österreich mit einer irrwitzigen NoVA besteuert, die den Neukauf im Vergleich zu Deutschland oder anderen Nachbarländern absolut uninteressant oder unerschwinglich macht. Als Extrem-Beispiel wird gerne der RAM TRX Pick-Up, angeboten von der Firma Peicher, gewählt:

Nur logisch, dass Freunde vielzylindriger Wärmekraftmaschinen oder puristischer Fahrmaschinen von der Torschlusspanik gepackt werden und die Nachfrage nach gebrauchten Fahrzeugen mit besonderen, vom Aussterben bedrohten Motorkonzepten durch die Decke geht. Und parallel dazu auch die Preise. Ob die liebe Frau Gewessler das überhaupt weiß? Wahrscheinlich nicht. Das steht ja nicht im ÖBB-Magazin.
Lukas
Ein Kommentar zu “Die Torschlusspanik”