Der Letzte einer Ära

Kein Alltagsauto vor ihm durfte so lange bleiben. Das ist das ehrlichste Kompliment, dass ich ihm machen kann. Aber nicht nur sein Antriebskonzept begeistert mich immer noch – auch seine Historie ist etwas Besonderes. Ist er doch ein ganz kleiner Teil einer tragischen österreichischen Familiengeschichte.

Kann sich noch jemand an den Film „Poppitz“ erinnern, im dem Roland Düringer einen erfolgreichen Toyota-Verkäufer spielt, der Angst um seinen Job hat? Der spielt anfangs im Original-Schauraum von Toyota Frey in der Lilienthalgasse, besser bekannt als „Der Frey im Arsenal“.

Ein architektonisch anspruchsvoller und sehr geschmackvoller Schauraum mit Zwischenebenen und einem runden „Turning Table“, auf dem meist einer der Sportwagen aus der Privatsammlung von KR Friedrich Frey stand. Eine Supra wie im Film, oft auch der 2000GT. Als der Film 2002 rauskam, hab ich mir schon gedacht „Dort ein Auto kaufen, das wäre cool!“. Und 2018 war es dann soweit. Private Umstände haben es notwendig und möglich gemacht, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Also ab in den Poppitz-Schrauraum.

Die Familie Frey, häufig fälschlich mit der besonders in Deutschland und der Schweiz sehr bekannten „Emil Frey Gruppe“ verwechselt, importierte Fahrzeuge der Marken Toyota seit 1971 und Lexus seit 1990 nach Österreich. Hierzulande war immer die Rede „vom Frey“, wenn es um den Importeur von Toyota-Produkten ging. Keiner hat „Toyota Österreich“ gesagt, es war immer nur „der Frey“.

So auch 2018. Aber damals muss schon etwas im Busch gewesen sein. Denn obwohl „der Frey“ noch unangefochten Importeur und größter Händler Österreichs war, am Schauraum Toyota stand und ich meinen treuen Auris regulär als Neuwagen gekauft habe, stand auf dem obligatorischen Händler-Nummerntafelhalter nicht mehr Toyota/Lexus. Auch die Embleme waren nicht mehr da. Nur noch „Frey Automobile“. Da muss schon was im Busch gewesen sein.

Was, zeigte sich dann relativ kurz nach meinem Kauf gegen Ende Mai 2018. Wenige Monate später mehrten sich die Gerüchte, „der Frey“ würde verkaufen. Und im Jänner 2019 war es dann fix. Der Toyota-Import wechselte unter das Dach von Toyota Motor Europe, jetzt war es plötzlich wirklich nur noch „Toyota Österreich“. Damals war noch die Rede davon, dass sich die Familie Frey auf den Retail-Bereich konzentrieren möchte. Dem kamen aber andere Engagements als Kurzzeit-Importeur von chinesischen Maxus- und MG-Elektrotransportern und SUVs in die Quere. Auch schon wieder Geschichte, das hat jetzt der Denzel über.

Und Luxusautos wollte man auch verkaufen. Das führte neben Familienstreitigkeiten auch zum Total-Verwürfnis mit dem neuen Importeur und so wurden im Laufe des Jahres 2020 sämtliche Toyota und Lexus Autohäuser der Familie Frey geschlossen. Übrig blieb nur die British Luxury Cars GmbH, die primär den Import von Aston Martin in Österreich über hat. Und so dreht sich jetzt am legendären Autotower an der Südeinfahrt Wiens, der immer die neuesten Toyota-Modelle präsentiert hat, ein Aston Martin DBX.

Clemens Niederhammer/Alba Communications

Und was hat das alles mit meinem Alltagsauto zu tun?

Er ist einer der letzten Toyotas einer Ära – einer der letzten Frey-Toyotas. Verkauft als es noch „der Frey“ war und nicht „Toyota Österreich“. Aus dem legendären Poppitz-Schauraum, der in dieser Form auch nicht mehr exisitiert. Mit den originalen Nummerntafel-Haltern aus der Übergangszeit, in der schon was im Busch gewesen zu sein scheint. Die „www.frey-automobile.at“-Domain kann man übrigens kaufen, die existiert wie die Firma dahinter auch nicht mehr. Genauso wie die 7 Jahre „Toyota-Frey-Garantie“, die sich bei jedem Service im Arsenal um ein Jahr verlängert hätte. Zwei Jahre später war alles aus. Jetzt kann ich nicht mehr in den legendären Poppitz-Schauraum marschieren und dort ein Auto kaufen. Toll, dass ich damals die Chance dazu bekommen habe.

An meinem Autoschlüssel, der ja eigentlich gar kein richtiger Schlüssel mehr ist, baumelt bewusst der „Frey“-Schlüsselanhänger. Am Auto bleiben die originalen „Frey Automobile“-Nummerntafelhalter. Nicht, weil sie mir so gut gefallen oder weil ich von den Freys gesponsert werde. Sondern weil diese kleinen Details meinen Auris zum Letzten einer Ära machen.

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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