Devil don´t you slow me down…

… devil don´t you slow me down, devil please don´t you slow me down. Es gibt Tage, da verschmelzen Fahrer und Fahrzeug zu einer Einheit und nicht einmal der Teufel kann sie aufhalten.

Freitag Nachmittag. Das Wetter passt, ich hab Zeit, keine Verpflichtungen und vor wenigen Wochen erst ein neues altes Auto gekauft. Aber so richtig getestet hab ich das noch nicht. Das muss sich ändern. Fahrtrichtung Osten, ab zum Semmering. Schließlich gibt´s bei der Raststation Schottwien eine große Auswahl an Auto-Zeitschriften. Der Weg dort hin – knapp 60 km auf der S6 – sollte ja kein Problem werden. Aber hat das jemand den Blattfedern gesagt, die Mühe damit haben, die starren Achsen meiner Neuerwerbung im Zaum zu halten?

Na servas, das Ding hoppelt über Querfugen und Fahrbahnunebenheiten, dass es eine Freude ist. Wer gern lässig mit zwei Fingern die Richtung vorgibt, wird zügig abfliegen. Der Rocky braucht eine harte und entschlossene Hand wie Heinz „Honzo“ Holeceks Rottweiler. Vor allem kurz aufeinander folgende Fugen bringen ihn so zum Hoppeln, dass es mir als Fahrer fast ein wenig flau im Magen wird. Aber in Sachen Drehzahlniveau versöhnt er den gelernten Pajero-Fahrer mit 2500 U/min bei Tacho 100 wieder. Und er läuft richtig gut. Kein Ruckeln, keine beunruhigenden Geräusche aus dem Antriebsstrang, alles fein. Und schon simma da…

Aber irgendwie war das jetzt ein bissi fad. Also geht´s heimwärts über den Semmering drüber, nicht unten durch. Samt Abstecher in den Kurort mit seinem morbiden Charme. Runter nach Breitenstein, wieder rauf zum Südbahnhotel und plötzlich – vorm Panhans – ein Zeichen des Himmels.

Na wenn das kein gutes Omen ist. Am Ende des Regenbogens wartet kein Topf voll Gold, sondern eine Schüssel in Rot-Silber. Auch gut. Auf dem Weg durchs Mürztal, vorbei an Mürzzuschlag, Wartberg und Kindberg, werd ich sentimental. So ein schöner, lauer Abend. Tolles Wetter, das Aufstelldach natürlich aufgestellt, so wie es sich gehört. Der Heimathafen rückt näher. Aber ich mag noch nicht heim.

Good lord, won´t you carry me, to where you know I need to be…

Also geht´s einfach weiter. Immer gen Westen, der untergehenden Sonne entgegen. Der Motor brummt zufrieden vor sich hin, Fahrer und Fahrzeug sind zu einer gut funktionierenden Einheit verschmolzen. Ein wohliges Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit durchströmt mich, trotz aller Verkehrsregeln und Gebote. Absurd, aber schön. Diese Momente sind der Treibstoff des Lebens.

Beim notwendigen Tankstopp – man beachte die Anzeige – fällt wieder mal auf, dass der Rocky auffällt. Damen lächeln, Männer schauen, Kinder winken. Cool, das Ding ist ein Sympathieträger. Ganz anders als der Pajero, nach dem sich eigenartigerweise niemand umdreht.

Der Rocky ist ein Charakterkopf und so fährt er sich auch. Der Motor ist gefühlt zu groß für das zierliche Häusl, Rahmen und Fahrwerk scheinen aus dem LKW-Bau zu stammen. Doch was früher für Punkteabzug und regelmäßige letzte Plätze im Vergleichstest gesorgt hat, macht ihn heute sympathisch.

Finster wird´s, jetzt aber ab nach Hause. Noch ein paar Kilometer S35 mit Tacho 110, um den Eindruck zu festigen. Ja, er wird wirklich freier, dreht luftiger hoch, geht besser als beim Kauf. Ob das nur am großen Service samt Wechsel sämtlicher Filter und Flüssigkeiten liegt, das ich ihm gegönnt habe? Oder daran, dass er sich freut, nach vielen Jahren der Herumsteherei endlich wieder fahren zu dürfen? Die Pickerlgutachten seit 2014 weisen eine jährliche Fahrleistung zwischen 600km und 1000km aus.

Nach dem Zieleinlauf ist es Zeit für ein Fazit. Knapp 250 Kilometer in 4 Stunden. Von Schnellstraßen bis hin zu Waldwegen war alles dabei. Wie zu erwarten völlig problemlos. Und was mich besonders überrascht hat: Im 87er Pajero machen sich spätestens nach einer Stunde Fahrt Schmerzen in der linken Hüfte und der Lendenwirbelsäule bemerkbar. Nach 4 Stunden im Rocky – schmerzfrei. Sollte mir das etwa zu Denken geben?

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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