Technik Museum Sinsheim

Kaum jemand aus der Japsineser-Szene war schon dort, hat es so den Anschein. Und doch eilt dem Technik-Museum Sinsheim ein Ruf voraus, der einen Ausflug lohnenswert macht. Gedacht, getan, nichts wie hin.

Und ja, schon bei der Ankunft am Parkplatz wirds spektakulär. Schließlich steht dort ein U-Boot. Und lenkt fast ein wenig den Blick von den zahlreichen Flugzeugen ab, die auch noch so herumstehen. Darunter eine Tupolew Tu-144 und dahinter eine Concorde. Ja, beides Überschall-Passagierflugzeuge. Etwas surreal, die ganze Szenerie.

Knapp 50.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, über 3000 Exponate, über eine Million Besucher im Jahr. Spektakulär, in jeder Hinsicht. Wer sich – so wie wir – nur einen Tag ( 9 bis 18 Uhr) Zeit für das Museum nimmt, darf sich nicht mit Mittagessen und Kaffeepausen aufhalten, sonst geht sich´s nicht aus.

In der ersten Halle zeigt sich gleich die ganz eigenartige Mischung aus wilden Gegensätzen. Es startet sehr unvermittelt mit Unmengen US-Fahrzeugen, scheinbar recht wahllos zusammengewürfelt. Allein drei Corvette C1, NasCars, HotRods, Dragster…

Dann, nur eine Stufe entfernt, ein harter Sprung in die Militär-Ausstellung. Sehr WW2-lastig. Mit einem gesprengten & geborgenen Panzer, einem lange im Mittelmeer verschollenen Kampfflugzeug, dazu ganz viel beklemmende Zeitgeschichte dazwischen. Und überall hängen Flugzeuge und Helikopter von der Decke.

In der zweiten Halle dann der nächste krasse Kontrast. Zahlreiche Ferrari, Lamborghini, eine der größten Maybach-Sammlungen überhaupt, Bugattis bis zum Royale und vieles mit dem Stern. Garniert mit Superlativen wie dem Weltrekordhalter „The Blue Flame“ oder „Brutus“. Und zum Drüberstreuen noch die „Größte Formel 1-Ausstellung Europas“.

Und doch fehlt mir irgendwie der rote Faden, zumindest automobiltechnisch. Viele Superlative (Flügeltürer, 600er, 770er, 540K, Royale, Miura etc.), aber mitten drin dann ein Porsche 924. Oder ein MG B. Warum? Ist nicht so ganz klar. Und noch eines: Als Museum im Mutterland des Automobils, liegt der Schwerpunkt auf deutschen Produkten, sollte man meinen. Viele britische und italienische Oldtimer sprechen dann aber eine andere Sprache. Aber Japaner oder Koreaner? Keine Spur davon. Als würden sie nicht existieren. Nicht einmal die All-Time-Classics wie der MX-5 oder ein 240Z gibts zu sehen. Dabei würden gerade die Japaner aus der Frühzeit der Importbemühungen für viel Interesse und Fragezeichen bei den Besuchern sorgen.

Die Sonderausstellung „Faszination Tuning – VW vs Opel“ verspricht viel, hält aber relativ wenig, hinsichtlich der Ausstellungsstücke. Viel freie Fläche, keine richtige Gegenüberstellung der Strömungen, wenig wirklich spannendes. Auch wenig Zeitgeist, gerade bei den Autos. Schade. Eine Chance, die nicht genutzt wurde.

Da macht es mehr Spaß, in fast jedes ausgestellte Flugzeug am Freigelände auch reingehen zu können. Faszinierend, die beiden Überschall-Flugzeuge Concorde und Tupolew zu vergleichen. Oder das WC eines bulgarischen Transportflugzeuges zu entdecken.

Und dann ist da ja noch das U-Boot U17. Nichts für Menschen mit Platzangst, aber sehr spannend. Viel enger, als ich mir gedacht hätte. Gerade auch die Offiziersmesse oder die Schlafbereiche sind nichts für Besatzungsmitglieder mit dem Bedürfnis, sich auszubreiten.

Und? Hinfahren oder ignorieren? Unbedingt hinfahren! Für all jene, die sich auch nur einen Hauch für Technik interessieren, ist Sinsheim eine Reise wert. Und weil es in Speyer noch ein zweites, dazugehöriges Technik-Museum gibt, das nur eine knappe halbe Stunde Fahrt entfernt ist, muss auch das sein. Teil 2 der Exkursion folgt.

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Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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