Viva España oder Schrottplatztour Deluxe

Mitte Februar, es ist kalt und nass in Österreich. Der Winter dauert schon viel zu lange, ich mag nicht mehr. Und dann fragt mich mein Freund Javier, ob ich ihn in Aspe bei Alicante besuchen möchte. Wann geht der nächste Flieger?

Wenige Tage später sitze ich im Flieger, ab an die Costa Blanca. Gott, war mir kalt, in Schwechat mit meiner dünnen Jacke. Und dann komm ich in Alicante aus dem Flughafengebäude und bin im Frühling angekommen. „Woran erkennt man, dass du ein Ausländer bist? Du fährst bei 16 Grad Außentemperatur mit offenem Fenster und freust dich drüber“, meint Javier mit einem Lachen. Nur wenig später sitze ich mit Hemd und Sakko im Gastgarten (Ja, im Freien!) eines Lokals in Elche und esse zu Abend. Daneben wachsen Orangen auf den Bäumen. Warum wohn ich noch einmal in Österreich?

Aber ich bin nicht zum Urlaub-machen da. Javier hat ein straffes Programm ausgearbeitet, es wird mir nicht langweilig. Meine drei Tage, die ich hier sein werde, sind voll mit Auto-Content. Wir fangen mit Javiers Privatsammlung an.

Dafür, dass es japanische Autos in Spanien erst seit Ende der 1980er Jahre zu kaufen gibt, hat er eine beträchtliche Sammlung an Pretiosen und Skurrilitäten zusammengetragen. Hut ab. Sehr spannend. Auch wenn es sich primär um Projekte handelt.

Der nächste Termin – eine spanische Fahrzeugüberprüfung, vergleichbar mit unserem §57a-Pickerl. Sehr spannend, wie unterschiedlich dieses hochgradig sicherheitsrelevante Thema in jedem Land gehandhabt wird. In der EU, die sich auf die Fahnen schreibt, sogar die Bananenkrümmung regulieren und vereinheitlichen zu müssen.

Nur falls jemand fragen sollte – Natürlich ist das Fotomachen auf dem Prüfgelände und erst recht in der Halle strengstens verboten.

Nach dem Nervenkitzel gönne ich mir einen Spaziergang durch Elche, das mit gut 250.000 Einwohnern groß genug ist, um viele spannende Autos zu beherbergen. Aber klein genug, um es zu Fuß abzugrasen.

Tags darauf ist Tagwache um 6 Uhr früh, es geht nach Madrid. Desguaces La Torre wartet. An der Autobahn Madrid-Toledo, bei der Ausfahrt 24 soll er sein, der größte Schrottplatz Europas. Wer mehr darüber erfahren will – In der April-Nummer der Oldtimer Markt Österreich lest ihr die ganze Geschichte.

In Madrid treffen wir Edoardo und Alex, zwei Freunde von Javier. Alex zeigt uns seine Schrauberhöhle. Ich habe noch selten bis gar nie eine so liebevoll und stimmig dekorierte Werkstatt gesehen. Ganz großes Kino auf wenigen Quadratmetern.

Und wo essen coole Jungs zu Abend, bevor es wieder 4 Stunden mit dem Auto nach Hause geht? Genau, in einem Underground-Burgerlokal. Von außen nicht erkennbar, man klopft auf persönliche Empfehlung an der Blechtür einer Industriehalle. Nach ein paar Schritten ist man dann plötzlich ein einem Würfel, der in die Halle gebaut wurde und genießt erstklassige Burger. Würd ich dort wieder hin finden? Wohl kaum. Vielleicht gibt´s das Lokal auch schon gar nicht mehr oder es ist längst an die nächste geheime Adresse übersiedelt.

Am letzten Tag meiner Reise geht es noch einmal auf einen ausgewählten Schrottplatz, irgendwo bei Torrevieja. Und mit „ausgewählt“ meine ich „illegal“. Das weiß auch der Besitzer, der mit einem Lachen meint, er würde wohl ins Gefängnis gehen, wenn ihn ein Umweltschützer anzeigt. Das würde sich aber niemand trauen, denn jeder wüsste, dass am Gelände schon einige Umweltschützer vergraben lägen.

Und dann geht´s nach viel zu kurzer Zeit wieder nach Hause. Ein großer Dank an Javier, an Javiers Eltern und an Javiers Freunde, die mich nicht nur mit offenen Armen aufgenommen haben, sondern mich auch nicht mehr heimwärts lassen wollten. Ich habe mich selten so wohl und gut aufgehoben gefühlt. Ich komme wieder, es führt kein Weg daran vorbei!

L

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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