Wir befinden uns im Jahre 2024 nach Christus. Die ganze Automobilbranche wird von Downsizing-Dreizylindern und der Elektrifizierung besetzt… Die ganze Automobilbranche? Nein! Ein von unbeugsamen Japanern betriebener Hersteller hört nicht auf, Widerstand zu leisten.
Wer auf der Homepage von Mazda Österreich den Konfigurator bemüht, könnte glauben, der Downsizing-Wahn und die von der Politik geforderte Elektrifizierung unserer PKWs wären bloß ein schlechter Traum gewesen. Mazda setzt selbst im Kleinwagen Mazda2 auf einen 1,5 Liter großen Vierzylinder mit 75 bis 115 PS. Ganz ohne Turbo. Mit Sechsgang-Schaltgetriebe. Im sportlichen Mazda3 gibt´s einen Zweiliter-Saugbenziner, mit mehreren Leistungsstufen von 122 bis 184 PS. Und Schaltgetriebe. Im stattlichen Mazda6 kommt sogar ein Zweieinhalbliter-Saugbenziner mit fast 200 PS zum Zug. In Zeiten, in denen bei anderen Herstellern nur noch downgesizte Dreizylinder vor sich hin rattern, Saugmotoren und Schaltgetriebe mit wenigen Ausnahmen gar nicht mehr angeboten werden.

Es ist zwar die Rede vom „Mazda M Hybrid“, um in der heutigen Zeit nicht ganz hintanstehen zu müssen. Aber mit einem Hybridantrieb im klassischen Sinne, wie man es etwa vom „Hybrid Synergy Drive“ von Toyota kennt, sind wir bei diesem Mild-Hybridsystem (<- für mehr Infos anklicken) weit entfernt. Was gerade für all jene, die nicht auf Schaltgetriebe und klassisches Fahrgefühl verzichten wollen, ein großer Vorteil ist.
Blick auf die Innenräume – Modellübergreifend gibt´s physische Tasten und Drehregler, keine Touchscreens. Größtenteils auch echte Armaturen mit Skalen und Zeigern, wie man sie in klassischen Autos findet. In Zeiten, in denen immer mehr Hersteller sämtliche Tasten und Zeiger durch Bildschirme mit modischen Grafiken ersetzen und selbst einfachste Befehle in Untermenüs verstecken.

Und weil Mazda sich um die Enthusiasten kümmert, gibt´s regelmäßig liebevoll zusammengestellte Sondermodelle mit teilweise sehr ausgefallenen, mutigen Farbkombinationen. In Zeiten, in denen der graue Innenraum im Leasing-Skoda erste Wahl zu sein scheint.



Passend zu den mutigen, spannend komponierten Innenräumen gibt´s unterm Menüpunkt „Lackierung“ sogar noch richtige Farben! Das sensationelle „Soul Red“, drei verschiedene Blautöne und mit „Zircon Sand“ sogar einen Beige-Ton. In Zeiten, in denen viele Hersteller nur noch Weiß, Silber, Grau und Schwarz anbieten.


Den Vogel schießt der Mazda-Konfigurator aber ab, wenn man es bis zum Menüpunkt „Sonderausstattung“ geschafft hat. Gibt´s da doch etwa beim eleganten, aber recht braven Kompakt-SUV CX-30 gleich vier verschiedene Sportauspuffe bzw. Auspuffblenden. Neben Frontschürzen, Seitenschwellern, Dekor-Aufkleber oder Spiegelkappen in verschiedenen Farben. Sehr Oldschool, all das. In Zeiten, in denen sichtbare Auspuffendrohre von dauer-empörten Hysterikern schon als Provokation empfunden werden und in denen Plastikblenden richtige Endrohre verdecken sollen.

Dass in den Texten zu allen Modellen nicht ständig die nervigen Schlagwörter „Connectivity“ und „Nachhaltigkeit“ bemüht werden, erfrischt auch. Mazda traut sich, stattdessen Begriffe wie „Fahrspaß“ , „Leidenschaft“ und „Begeisterung fürs Automobil“ zu verwenden. Jo dürf´n die denn des?
Den erfolgreichsten Roadster aller Zeiten, den MX-5, gibts ja auch immer noch. Sogar bei uns in der EU. Fast schon ein Wunder. Hinterradantrieb, Längsmotor, Schaltgetriebe, wenig Gewicht. Ein Auto, das Spaß machen soll. Das man auch einfach nur so fährt. Um des Fahrens willen. In Zeiten, in denen das Autofahren nur noch als notwendiges Übel bis zum vollständigen Vollzug der Mobilitätswende gesehen wird.

Als sei all das nicht schon mutig genug von den Herrschaften aus der Präfektur Hiroshima, präsentieren sie vor gar nicht allzu langer Zeit einfach mal so einen 3,3 Liter großen Reihensechszylinder-Dieselmotor für Europa. Mit maßvollen 200 oder 254 PS. In Zeiten, in denen es bei den deutschen Herstellern Sechszylinder nur noch in Sportmodellen und meist mit – zumindest für Österreich – uninteressant hohen PS-Zahlen gibt. Wenn überhaupt.

Von allen Seiten ist es zu vernehmen – Autofreaks beweinen das Ende der klassischen Autos, der Schaltgetriebe, der Saugmotoren und der Fahrfreude. Doch da gibt´s noch den einen Hersteller, der erbitterten Widerstand leistet. Bei dem es fast jedes Modell als Schalter gibt. Bei dem Innenräume so aussehen, wie man das gewöhnt ist. Bei dem es liebevoll zusammengestellte Sondermodelle gibt. Bei dem man sogar Sportauspuffanlagen als Zubehör bekommt. Und all das nicht einmal ungebührlich teuer. Es ist mir ein Rätsel, warum der Marktanteil von Mazda nicht noch höher ist.
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