Weihnachten steht vor der Tür, der kürzeste Tag im Jahr liegt knapp hinter uns und wenn dann noch einen ganzen Monat eine geschlossene Schneedecke dazu kommt, wirds kritisch in Sachen Winterblues.
Das allwissende Internet erklärt den Begriff wie folgt:
„Als Winterblues gilt eine depressive Verstimmung, die nur in den Herbst-, vor allem aber in den Wintermonaten auftritt und sich mit dem beginnenden Frühling wieder bessert.“
Klingt nach dem typischen Gemütszustand des Autospinners. Mit dem Winter schlafen die Lebensgeister ein, um zum Frühling hin wieder zu erwachen. Woran liegt das und stimmt das überhaupt?

Wenn man um diese Zeit im Jahr mit befreundeten Autospinnern spricht, sagen sie alle das gleiche – Die spannenden, sehenswerten Autos sind (Gott sei Dank!) alle weggesperrt, das Straßenbild ist trostlos und öd. Man hat aufgrund der Temperaturen keine Lust, an den Kisten irgendwas zu machen, weil es in der Garage kalt, in der Einfahrt nass und auf der Straße salzig ist. Nicht einmal gustieren macht Spaß. Wer Marktbeobachtung betreibt, wird feststellen, dass auf den gängigen Internet-Börsen das Angebot an interessanten alten Autos über die Wintermonate deutlich schrumpft. Warum? Weil niemand Lust hat, mit seinem Oldtimer an einem feucht-kalten Dezembertag eine Probefahrt auf salznasser Straße zu machen.

Und der Spaß mit dem modernen Alltagsauto, das in die Salzwüste darf? Wird auch getrübt. Erstens ist die Kiste immer grausig dreckig, wenn sie sauber doch am schönsten ist. Zudem greift die, mit Ausnahme des Wiener Raums, in den meisten Gegenden Österreichs konstante Salzkonzentration auf den Fahrbahnen auch moderne Autos empfindlich an. Dass es bei modernen Autos keinen Rost mehr gibt, ist eine Mär, die sich hartnäckig hält. Die aber leider nicht der Realität entspricht. Hinzu kommen vermehrte Schäden an Lack und Windschutzscheibe durch Steinschläge. Irgendwie auch blöd.

Also doch ein Winterauto, das einem völlig egal sein kann, kaufen? Schwierig. Denn dann sitzt man das halbe Jahr in einer Kiste, die einem zuwider ist. Vom finanziellen Aspekt einmal abgesehen. Was man mit dem Geld, das einem ein verhasstes Winterauto kostet, alles an den Herzibinki-Autos machen könnte…
Aber es gibt ja heute so tolle Produkte, um betagte Kisten zu konservieren. Wenn man dann im Winter öfter wäscht, geht da nichts mehr schief, oder?

Wie die AutoBild Klassik bewiesen hat, verlangsamt eine gute Konservierung Rost zwar, aber insbesondere bei Autos der 70er und 80er wirkt sie bei regelmäßigem Winterbetrieb auch keine Wunder. Man erwischt NIE 100% aller Hohlräume/Falze/Überlappungen. Auch die Profis nicht. Hinzu kommen Radlager, die durch Salznässe Schaden nehmen. Dichtungen, die angegriffen werden. Anbauteile im Motorraum, die durch die latente Salzgischt auf Autobahnen und Bundesstraßen schneller korrodieren, als man waschen kann. Einmal davon abgesehen, dass gründliches Waschen oft gar nicht möglich ist, weil die Kiste auf dem Weg von der Waschanlage heimwärts bereits wieder eingesalzen ist.
Von der Einschränkung der persönlichen Mobilität aufgrund des Winterwetters gar nicht zu reden. Wegen Schneefall Kettenpflicht auf Bergstraßen, Autobahnen gesperrt aufgrund hängengebliebener LKWs… Schöner Schaas.
Klingt alles sehr nach Winterblues, oder? Vielleicht sollt ich mir eine Tageslichtlampe kaufen. Oder das Geld doch besser für historische Prospekte ausgeben? Altpapier-Studium an Winterabenden soll nämlich die gleiche Wirkung haben. Fragt ruhig das Internet – Google wird euch auf diesen Artikel verlinken.
Und für alle Wiener, die während des Lesens aus Reflex „Aber bei uns wird schon auch gesalzen!“ geschrien haben: Da gabs schon einmal einen Artikel, der sich diesem Thema gewidmet hat. <- Anklicken lohnt sich! Denn es hat sich bis heute rein gar nichts geändert.
Lukas