Time to…

… say scho´ wieder Goodbye? Tja, so kann´s gehen, wenn zwei sich nicht verstehen. Aber alles der Reihe nach.

Aufmerksame Leser haben die Geschichte vom „Heiligen Knitter-Ace“ alias „Der faltige Nonnenversteher“ gelesen und den Spontankauf für überraschend befunden. Mir gings nicht anders. Gekauft primär aus sentimentalen Gründen, nicht aus Leidenschaft oder purem Verlangen. Nach 30 Jahren Zweitbesitz durch einen Zufall beim typischen Klischee-Autoschieber am Rande von Linz gestrandet, aber trotz eindeutiger optischer Makel einfach zu echt, um in den Export zu wandern. Also hab ich ihn mir gesichert, um zu schauen, was passiert. Kurz nach dem Kauf las sich das so:

Und jetzt? Was hab ich damit vor?

Wenn ich das wüsste. Drinnen übernachten möcht ich nicht, Vanlife ist nicht meine Welt. Meine Familie möcht ich damit auch nicht großartig in der Gegend herumkutschieren. Zu transportieren hat man zwar immer mal was, aber dafür hat auch bisher fast immer ein normaler PKW gereicht. Und das Fahrspaß-Gerät für sommerliche Sonntag-Vormittage ist es auch nicht grade.

Nach ein paar Hundert Kilometer wurde mir schnell klar, dass das keine große Liebe mehr wird. Und so wurde es ein kurzes Forschungsprojekt im Dienste der Wissenschaft. Mit der Verpflichtung, am Ende ein wirklich gutes Platzerl für das Ding zu finden.

Zur Vorgeschichte:

Wenn alte Busse oder betagte Kastenwagen gesichtet, fotografiert und in der Japan-Oldies.at-Gruppe gepostet werden, dreht die Szene immer duch. Meistens haben Bus-Sichtungen die doppelte, manchmal sogar die dreifache Zahl an „Gefällt mir“-Klicks im Vergleich zu herkömmlichen PKWs. Auch das Preisniveau ist deutlich höher, die Nachfrage sowieso. Woran liegt das, was macht die Faszination Oldtimer-Bus aus?

  • Ist es das Fahrgefühl? Man sitzt nicht zwischen den Achsen, sondern direkt auf der Vorderachse. Das sorgt für ein ganz eigenes Fahrgefühl. Über harmlose Bodenwellen, die man mit herkömmlichen PKWs kaum spürt, hüpft man drüber, dass sich unbedarfte Beifahrer beim ersten Mal erschrecken. Das Internet nennt das den „Fahrstuhl-Effekt“. Man wird nach oben gehoben und fällt wieder runter. Sehr eigenwillig. Kann ich verstehen, dass man daran Spaß hat.
  • Ist es das Raumgefühl? Kommt wohl drauf an. Kaum einer kauft sich einen Oldtimer-Bus, um damit regelmäßig richtig viel zu transportieren. Also kommt es eher auf die Innenausstattung an. Bequeme Sitze mit Armlehnen, drehbar und klappbar. Mit einem aufklappbaren Tischerl für Reihe 2 und 3. Ein Kühlschrank in der Mittelarmlehne, ein Panoramadach. Wenn es dann aber nur eine nackte, fest verschraubte Bank und drei Klapphocker sind, kommt eher Baustellenfeeling auf. Selbstkasteiung statt Freizeitspaß.
  • Ist es der Verzicht auf Leistung? Europäische und japanische Nutzfahrzeuge glänzen durch Praxisnutzen und günstige Unterhaltskosten. Aber nicht grad durch Leistung. Entschleunigung nennt man das, soll ja in Mode sein. Mir hat sich das aber nicht erschlossen. Weder in der Fahrschule im 50PS Saugdiesel-T3 mit 8 Personen, noch im eigenen Lite-Ace mit ehemals 69PS aus 1.5 Liter. Auch der VW T1, den ich fahren durfte, war gefährlich lahm. Und der war schon sanft leistungsgesteigert.
  • Ist es die Bauform? So ganz ohne Motorhaube sind Frontlenker schon was ganz Besonderes. Der Motor sitzt entweder im Heck unterm Kofferraumboden wie bei den alten VWs oder im Keller zwischen den Vordersitzen. Erreichbarkeit? Semi-optimal. Man kommt nirgends dazu, ohne Bühne ist man arm dran. Schon einfache Wartungsarbeiten wie der Wechsel der Kühlflüssigkeit werden so zur Tortur. Und wenn der Bus dann noch eine halbe Nummer kleiner ist als normal, hat der ausgewachsene Mitteleuropäer kaum Platz zwischen Lenkrad und hochgeklapptem Sitz, um den Motor zu erreichen.
  • Dann kanns nur die Optik sein. Das treue G´schau eines knubbeligen Dieners auf Rädern, der einfach nur seine Arbeit macht. Lass ich mir gefallen. Dann muss das aber was wirklich Altes sein. Was mit viel Chrom, runden Glupsch-Augen und in einer fröhlichen Farbe. Innen wie auch außen. Sonst kommt keine Fröhlichkeit auf. Das ist wohl das Geheimnis der VW T1/T2 – die Optik. Das Fahrverhalten oder die Sitzposition können es nicht sein.

Und so war mir schnell klar, dass ein 80er/90er Jahre Bus-Projekt nicht das Richtige für mich ist. Der Lite-Ace KM30 ist ein robuster Arbeiter, aber mein Herz hat er nicht erwärmt. Weder mit seiner Sitzposition, noch mit seiner Innenausstattung. Weder mit seinem Fahrverhalten noch mit seinem Motor. Wer damit aufgewachsen ist oder andere Erinnerungen damit verbindet, sieht das natürlich anders. Für mich war schnell klar, dass das nichts wird mit uns beiden.

Das Gute an Nutzfahrzeugen und Geländewagen ist aber, dass man sie schnell und einfach zu guten Preisen wieder verkauft bekommt. Kein langes Warten, kein Preis-Dumping, kein Herumsudern. Inserieren, kurz warten und 3, 2, 1… Er geht in die Privatsammlung eines KFZ-Branchen-Insiders, der schon 2 Stück Lite-Ace Kastenwagen hat und jetzt diesen Achtsitzer im eigenen Betrieb restaurieren wird. Was Besseres hätte dem Ding nicht passieren können.

Bin ich der Faszination Bus auf den Grund gegangen? Zumindest mit dem 1990er Lite-Ace 1.5 DX hat sich mir diese Faszination nicht erschlossen. Mit Camping-Ausbau kann das wieder anders ausschauen. Aber ein nackter Achtsitzer muss nicht sein.

Macht nichts, alles gut. Der Preis hat gepasst, er hat ein gutes Platzerl und ich hab wieder eine Erfahrung mehr gesammelt. Darum geht´s doch im Leben. Und im Hobby.

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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