Sie sind der Traum eines jeden Altauto-Fahrers und Altmetall-Enthusiasten – Autoverwerter. Doch leider werden sie immer weniger. Was aber nicht verwundert – Denn das Sterben dieser Branche ist wohl zum Teil selbstverschuldet.
Ein Autoverwerter im Mürztal. Jahrzehntelang im Geschäft, In den 1990ern hat er am meisten Autos zerlegt. Seine Lager sind voll, auch mit richtig seltenen Teilen für wertlose Autos, deren Teileversorgung nicht mehr existent ist. Eine Tür für einen Nissan Sunny N14? Ein Rückleuchtenband für den Daewoo Espero? Kein Problem, alles mehrfach vorhanden. Doch halt, es gibt ein Problem – Die Preisgestaltung. Auf Nachfrage heißt es vom Chef „Ich hab die Teile vor Jahrzehnten irgendwo eingelagert, weiß nicht mehr wo. Wenn ich die jetzt suchen muss, kann das zwei Stunden dauern. Die Zeit musst du mir auch bezahlen.“ (O-Ton der flüssigeren Lesbarkeit halber ins Hochdeutsche übersetzt). Und so kommt besagte Tür eines Nissan Sunny N14 auf 350€. Das zahlt dir keiner, weil der Wert des Wagens nur haarscharf vierstellig ist.

Ortswechsel nach Niederösterreich. Wieder ein alteingesessener Verwerter, mit Teileschwerpunkt Japaner und Koreaner der 1980er/90er/00er Jahre. Hochgradig frustriert, weil niemand was kaufen will. Auf Nachfrage, wie das denn bei ihm so abläuft, sagt er „Die Leute wollen alles geschenkt haben. Ich weiß, was Teile neu kosten. Bei mir kostet es immer den halben Neupreis. Und wenn dann jemand glaubt, er muss handeln, dann hau ich ihn raus!“ Auf Nachfrage, ob das denn dann jemand kaufen würde, kommt ein frustriertes „Nein, leider geht kaum was. Aber ich gebs nicht billiger her. Weil ich habs jahrzehntelang eingelagert, die Lagerkosten muss ich auch rechnen.“ Und wir reden da nicht über gefragte Teile wie eine rostfreie Heckklappe eines Golf 4 Variant. Sondern über Türen für einen Toyota Tercel AL25 oder ein Getriebe für einen Daewoo Kalos. Sprich Teile, die kein Mensch braucht.

Also ist das Problem die Tatsache, dass keine Nachfrage besteht? Stimmt auch nicht! Als Altauto-Enthusiast sammeln sich immer wieder Teile an, die man für Autos, die man schon lange nicht mehr besitzt, gekauft hat und die jetzt nur im Weg herumliegen. Also ab auf willhaben damit. Und dabei zeigt sich ein Phänomen – Es ist sehr wohl eine Nachfrage vorhanden. Das Problem ist nur – Jemand, der ein fast wertloses altes Auto fährt, tut das meistens nicht freiwillig. Das Geld ist knapp, es wird haarscharf kalkuliert und selbst die Spritkosten beim Abholen sind ein Problem. Da muss es billig sein, sonst geht das nicht.

Ein Beispiel aus der Realität, fernab der Preisromantik von Verwertern: Hintere Radläufe für einen Mazda 626 der Baureihe GF/GW. Bei uns sehr häufig verkaufte Autos, die nach über 20 Jahren aufgrund ihrer Rostanfälligkeit aber so gut wie ausgestorben sind. Ein Bekannter hat dafür noch besagte Radläufe für den Kombi liegen. Nie verbaute Neuteile aus dem Zubehör. Inseriert um 30€. Für beide. Nach über einem Jahr, in dem das Inserat immer wieder verlängert wird, kommt sie endlich jemand holen. Glücklich, sie für so wenig Geld bekommen zu haben. Denn neu würde ein (!) Stück bei einem Verwerter und Teilehändler 110€ kosten. 220€ für beide. Kein Wunder, dass das kein Mensch kauft – wenn sie für 30€ für zwei Stück schon über ein Jahr keiner will, die Autos kaum mehr existent sind und niemand bereit ist, in einen wertlosen 626 mit Rostschäden noch einmal hunderte Euro zu investieren.

Ist es also die unrealistische Preispolitik, mit denen sture Verwerter ihr eigenes Grab schaufeln? Oder sind es unverschämte Kunden, die alles gratis haben wollen, sofern sie überhaupt noch bereit sind, in ihre alte Kraxn zu investieren? Ist es nicht g´schickter, sich einen Neuwagen zu leasen?
Dass man als Verwerter sehr wohl gut im Geschäft sein kann, wenn man nur auf das richtige Pferd (beliebte Marken & Kultautos) setzt, preisbewusst kalkuliert und sympathisch auftritt, beweißt der europaweit bekannte Audi-Klaus. Wie er es geschafft hat, von Bruck an der Mur aus zur ganz großen Nummer im Gebrauchtteilehandel für alte VW und Audi zu werden, lest ihr in der neuen Ausgabe der Oldtimer Markt Österreich, die Ende September in den Handel kommt.
Lukas
Also ich glaube, die Wahrheit liegt in der Mitte. Ich bin sicher niemand, der Teile geschenkt bekommen muss (natürlich hab ich auch nichts dagegen, wenn man mir Teile schenkt… 😉 ) aber der Preis darf und soll sich schon am Zustand des Teiles orientieren. Wenn der Verwerter meint, er müsste 2 Stunden lang nach einem Teil suchen, dann hat er einen Sauhaufen und kein geordnetes Teilelager! Und dafür, dass der Verwerter sein „Lager“ nicht richtig ordnet bzw. nicht beschriftet, dafür kann der Kunde nichts! Das ist SEIN PROBLEM! Also diesen Punkt lasse ich nicht gelten!!
Zufälligerweise hab ich selbst mir vor einigen Jahren auch die hinteren Radläufe für meinen GF besorgt. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wieviel ich damals gezahlt hab aber deutlich mehr als 30 Euro waren es schon – pro Seite! Ich hätte auch mit 110 Euro pro Seite kein Problem! Hauptsache, ich bekomme die Dinger!!
Ein weiteres Problem liegt aber auch im Wert dieser/unserer Autos! Ich lasse mir nicht von der Allgemeinheit sagen, wieviel meine Autos wert sind! Den Wert meiner Autos – oder wieviel sie mir wert sind – bestimme ich selbst! Getreu dem Motto: Ich MUSS kein altes Auto fahren – ICH WILL!
Wer also ein altes Auto erhalten WILL, der muss sich halt schon im Klaren sein, dass das auch entsprechend kostet! Die Spekulanten aber können ruhig bei Mercedes & Co. bleiben!
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