Der Turbo-Gatschi

Subarus legendäre Legacy-Baureihe, unter Fans auch Legatschi genannt, gabs bei uns ja nur ganz kurz Anfang der 1990er als Turbo-Version. In Japan nicht, da sind sie alle auch als sportliche Variante zu haben. So einen auszuprobieren, kann ein Fehler nicht sein.

Da steht er vor mir und blubbert sich warm, der 2003er Subaru Legacy 2.0 GT mit Twinscroll-Turbo, Fünfgang-Automatik und 260PS. Milde 160.000km auf der Uhr, ein rostfreier Import aus dem salzfreien Japan. JDM also, diesmal so richtig. Was auch heißt, dass das Lenkrad rechts ist. Aber das macht ja nichts, daran gewöhnt man sich schnell. Also blaue Nummern drauf und nichts wie los.

Zur Begrüßung beginnt eine junge Dame mit mir zu reden. Ich hab aber keine Ahnung was sie von mir will, weil sie nur Japanisch spricht. Also sag ich brav „Aha“ und „Ja, bin ganz deiner Meinung“ und wirklich – sie gibt dann Ruh´. Schön. Automat auf D und schon cruist er los. Seidenweich, sanft und leise. So muss das sein. Schaltet unmerklich, die Drehzahlen sind niedrig, der Komfort hoch. Und warmfahren grad bei einem Turbobenziner besonders wichtig. Beim ersten Stopp, einer Tankstelle für ein paar Liter guten 102-Oktan-Sprudel, schauen schon alle komisch, weil der Beifahrer zum Tanken aussteigt. Aber neugierige Blicke bin ich ja von meinem eigenen Fuhrpark gewöhnt.

Auf der Bundesstraße angekommen, offenbart der Turbo-Gatschi die zwei Seelen in seiner Brust. Gemütlich gefahren, ist er total handzahm, fährt sich wie ein 3 Liter Sechszylinder. Genug Drehmoment von unten raus, niedriges Drehzahlniveau und trotzdem immer genug Kraft für souveränes Fahren. Aber da gibts ja auch noch den manuellen Modus der Automatik. Mit Schalttasten am Lenkrad. Ob das einen Unterschied macht?

Und wie! Am Ortsausgang manuell im zweiten Gang, so dass er schon Drehzahl hat und der Lader sprudelt, wird er beim Tritt aufs Gas zum wilden Tier. Wenn der Ladedruck einsetzt, schiebt der Auswanderer vorwärts, dass die Mundwinkel zwangsweise nach oben gehen und dort bleiben. Untermalt von einem kernigen Sound, der Gänsehaut verursacht. Damit rechnet niemand, dass der unscheinbare alte Subaru so marschiert. Aber er fordert dich nie dazu heraus. Der Legacy GT ist kein Heizer, kein wilder Hund. Er kann, wenn er will. Aber meistens muss er gar nicht. Weil Cruisen mit ihm mindestens genauso schön ist.

Nein, das ist nicht der mysteriöse Zuwachs zu meinem Streichelzoo der automobilen Skurrilitäten. Leider muss ich den Turbo-Gatschi nach einer vergnüglichen Stunde wieder zurückgeben.

Lukas

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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