Auris vs Corolla – Das nenn ich Brutalität

oder „Alt gegen Neu“ – Ist wirklich was dran an den Gerüchten, dass neue Autos schlechter und billiger gemacht sind als noch vor 10 Jahren? Als Vergleichsfahrzeuge dienen mir mein 2018er Toyota Auris und ein 2024er Toyota Corolla, beide als Kombi „Touring Sports“ und beide als 1.8 HSD. Ein Vergleich in den Niederungen der Volkstümlichkeit also.

Seit 2018 fahre ich besagten Auris als Alltags, Familien- und Firmenauto. Kenne ihn gut, weiß um seine Stärken und Schwächen. Mein Exemplar ist aus dem letzten Modelljahr, 2013 wurde die zweite Generation des Auris präsentiert. Schon 2015 gab´s ein Facelift. Der aktuelle Corolla ist auch schon geliftet, der Nachfolger steht wohl bald vor der Tür. Ein fairer Vergleich also.

Schon beim Einsteigen fällt eines auf – Die Türgriffe beim Auris sind zweitilig und stabil, fühlen sich hochwertig an. Beim Corolla sind es einteilige Plastik-Teile, die wackelig in der Hand liegen. Und bei der genauen Betrachtung des Innenraums beginnt sich abzuzeichnen, was schon vermutet wurde – Früher, da waren selbst günstige Allerweltsautos besser gemacht als heute. Beim Auris ist der Hebel zum Verstellen des Lenkrads aus Metall, mit Plastikgriff. Beim Corolla ist der ganze Hebel aus windigem Plastik, wackelt beim Angreifen.

Wer die winterlich-dreckige Scheibe wäscht, erlebt beim Auris Fächerdüsen, beim Corolla normale Doppelstrahl-Düsen. Enttäuschend. Dass die Sitzfläche beim Corolla kürzer ist als die beim Auris, überrascht. Ist aber fotografisch bewiesen. Es sind knapp 2 Zentimeter. Viel, wenn man lange Oberschenkel hat.

Und noch ein Rückschritt ist zu bemängeln. Der Auris ist King beim schnellen Rangieren. Warum? Weil er den Prius-Knubbel (links) hat. Intuitiv zu bedienen, schnell und einfach. Und beim Abstellen muss man ihn nicht auf P stellen, weil er beim Abstellen des Fahrzeugs automatisch in P springt. Im Corolla gibts einen umständlicher zu bedienenden, klassischen Automatik-Wählhebel, der beim Abstellen auch immer auf P gestellt werden muss.

Auf der Rücksitzbank sollen die Platzverhältnisse des Corolla deutlich besser sein, TNGA-Plattform sei Dank. Er soll sogar den Avensis mit ersetzen. In Sachen Einstieg bietet er dank längerem Radstand mehr Platz, der Türausschnitt hinten ist größer als beim Auris. Ein deutlicher Vorteil. Wenn Mann (186cm) dann aber drinnen sitzt, relativiert sich das schnell. Links die Platzverhältnisse im Auris, rechts im Corolla. Man sieht es sofort – Der Auris ist luftiger, bietet deutlich mehr Kopffreiheit zur Seite und nach oben.

Beim Blick in den Motorraum zeigt sich, dass nicht nur im Innenraum und bei der Kopffreiheit gespart wurde. Wo beim Auris (Foto links) noch eine Dämmmatte und eine schön gestaltete Motorabdeckung sitzt, hat der Corolla eine nackte Motorhaube und einen Motor mit Emblem am Ventildeckel, aber ohne Abdeckung.

Und der Fahreindruck? Nicht übel, der Corolla fährt wie erwartet gut und unaufgeregt. Das macht der Auris aber genauso. Der Vorteil vom Corolla liegt im fühlbaren Drehmoment. Sein Elektromotor steuert mehr Drehmoment bei, dadurch fühlt sich der Corolla flotter an. Ist es aber laut Messwerten gar nicht. Auch sparsamer ist der Corolla nicht. Auf meiner Messrunde (Autobahn, Stadt, Landstraße, flott gefahren) haben beide Fahrzeuge um die 5,5 Liter verbraucht. Das ständige Gebimmel des mittlerweile verpflichtend verbauten Geschwindigkeits-Warners, der sich auch nicht schnell und einfach abschalten lässt, ist im Corolla ein Dauerärgernis, das dem Auris komplett fehlt. Dass der Corolla insbesondere auf der Autobahn im Vergleich zum Auris mit deutlich lauteren Windgeräuschen von der A-Säule nervt, überrascht ebenso wie die Tempomatbedienung am Lenkrad, statt über den bestens bewährten Tempomat-Knochen.

Da ich aufgrund von 6 1/2 Jahren mit dem Auris nicht objektiv sein könnte, habe ich zum Fazit meinen Freund und „Oldtimer Markt Österreich“-Fotografen Roman G. dazugeholt. Nach einer ausgiebigen Runde mit beiden Protagonisten kam auch er zum Entschluss – Der Corolla hat das ansprechendere Exterieur-Design, aber er ist in fast keinem Punkt nennenswert besser als sein Vorgänger. In vielen Details aber billiger oder schlicht schlechter gemacht. Wieder ein Grund mehr, den Auris zu behalten.

L

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

Ein Kommentar zu “Auris vs Corolla – Das nenn ich Brutalität

  1. Hallo Lukas,

    heuer habe ich mich auch für einen Alltagswagen entschieden, es wurde ein Corolla TS, das gleiche Modell, das du getestet hast, nur als Vorfacelift. Mir hat die Front des Auris nicht gefallen und da ich schon zwei andere Corollas habe.. Alle guten Dinge sind 3 😀

    Bei den Punkten kann ich dich verstehen, aber die stören in der Praxis nicht. Ob da jetzt eine Plastikabdeckung am Motor drauf ist oder nicht, irrelevant. Eher, dass die Matte unter der Motorhaube fehlt. Die Sitze sind für mich OK, auch wenn ich gerne, wie du, eine längere Sitzfläche hätte – Bin gleich groß.

    Jedoch muss ich sagen, du hat mit den Windgeräuschen vollkommen Recht, die sind wirklich zu hören und das hätte man besser machen können. Ich finde den „langweiligen“ Schaltknauf ehrlich gesagt gut, aber ist auch mein erstes Automatikauto….

    Technisch unterscheiden sich beide Autos jetzt nicht weltbewegend, ist ja auch der Nachfolger jedoch mit fast gleichem Motor, wenn ich schon einen Auris hätte, würde ich den auch weiterfahren, da weiß man was man hat…

    PS: Danke für den Tipp mit der Wischanlage, das kann man bestimmt Umrüsten 😀

    LG Thomas (Der Corolla E9/Galant E30 Liftback Fahrer von den Lippizaner Treffen)

    Like

Hinterlasse einen Kommentar