Auf Umwegen ins Traunviertel

Der See ruft, aber die Semmering Schnellstraße nervt. Also gehts dieses Mal in die andere Richtung. Über Umwege ins Traunviertel im südlichen Oberösterreich. Was tun? Das, was ich immer tue…

Wenn ein Auto ruft, ist das ein willkommener Grund für eine Entdeckungsreise durch mir unbekannte Gegenden. Etwa ins Traunviertel im südlichen Oberösterreich, in das Voralpenland zwischen Molln, Grünburg und Garsten. Eine Gegend, in die man nicht zufällig kommt. Aber bevor ich mir die Region anschauen kann, muss ich noch Zeit absitzen auf der A9 Richtung Norden. Zum Glück verstopft der Skiurlauber-Rückreiseverkehr nur die Gegenrichtung, ich komme ohne Stau bis Liezen durch.

Aber die Extra-Maut für den Bosruck-Tunnel, deren Notwendigkeit mir nicht einleuchtet, spar ich mir! Ich fahr über den Pyhrnpass. Durch die Stadt Liezen, rauf auf nicht einmal 1000m Seehöhe. Aber Schnee liegt da oben trotzdem noch.

Bis Klaus an der Pyhrnbahn gehts für Sondermaut-Flüchtlinge wie mich wieder auf die A9 retour, um dann ins Steyrtal Richtung Grünburg abzubiegen. Landschaftlich nichts Besonderes, wenn da nicht die smaragdgrüne Steyr ihren Weg durch das Tal gefressen und dabei spektakuläre Schluchten geschaffen hätte. Dank Steyrtal-Radweg ideal zum Spazierengehen.

Aber der Besichtigungstermin ruft, ich muss weiter nach Ternberg bei Garsten. Mit jedem Kilometer ändert sich die Landschaft mehr und mehr. Aus schroffen Felsen und tiefen Tältern werden sanfte Hügel, es geht rauf und runter, fast wie im oststeirischen Joglland.

Und nach der Besichtigung – von der ihr im nächsten Artikel lesen werdet – muss ich wieder nach Hause. Aber nicht über die volle Autobahn. Ich fahr über die Eisenstraße. Der Enns entlang von Großraming über Altenmarkt bei St. Gallen, Hieflau und Eisenerz retour in die Zivilisation.

Eine wilde Gegend, weit weg vom Schuss. Die Straße, der Fluss und verdammt viel Gegend. Aber auch angenehm wenig Verkehr. Ein paar wildgewordene Waldarbeiter in einem zerbeulten Hilux versuchen, eine neue Bestzeit auf dem Weg zum nächsten Tankstellenbeisl aufzustellen, aber das wars auch. Das hochrangige Straßennetz Österreichs ist weit weg, der Trip nach Graz oder Wien wird zur Tagesreise. Trostlose Ortschaftln mit bescheidenen Häusern und dazwischen nur die Straße und der Fluss.

Es geht nur vor und zurück, diese Enge wirkt beklemmend auf mich. Ich fühle mich unwohl, meine Gegend ist es nicht. Die lokale Landjugend mit ihren rostigen Audi A3s und zerlempterten Octavias scheint jeden Lebenswillen verloren zu haben, wenn man sich ihren Fahrstil anschaut. Auch ich bin froh, wenn ich aus diesem Niemandsland wieder weg bin. Noch durchs gottverlassene Hieflau und dann kommt Eisenerz…

Nicht minder beklemmend, aber vielschichtiger als die Ansiedelungen davor. Schon sehr schirch, vor allem an der Durchzugsstraße. Aber mit spannenden Ecken, voll morbidem Charme und einer reizvollen Vergänglichkeit. Der letzte Bewohner macht das Licht aus, wenn auch er von hier wegzieht. Rauf auf den Präbichl, durch Vordernberg noch einmal Augen zu und durch und dann heimwärts!

Ich liebe diese kleinen Fluchten. Das entdecken mir unbekannter Regionen. Immer wieder faszinierend, wie vielschichtig und abwechslungsreich Österreich auf sehr kleinem Raum ist. Und auch immer wieder gut zu wissen, wo man definitiv nicht wohnen wollen würde. Sorry, Hieflau! Nichts für Ungut, Eisenerz!

L

Veröffentlicht von Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.

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